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Die Industriestadt Mariupol mit ihren 490.000 Einwohnern und internationalem Seehafen am Asowschen Meer muss man sich wie eine Stadt im Ruhrpott der 60er Jahre vorstellen. Über der ganzen Stadt hängt ständig eine dichte Smog-, und Abgasglocke, die beim Einatmen in der Lunge sticht und eine Sicht von maximal 300 Metern zulässt. Selbst das Sachsen-Anhaltische Bitterfeld unmittelbar nach der Wende würde im Direkten Vergleich glatt als Luftkurort durchgehen. Ich hätte nicht gedacht, das es so etwas im Europa des 21. Jahrhunderts noch gibt. , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Köln - Schanghai per MOTORRAD! (II): Mariupol, Asowsches Meer, Volgograd.

Die Industriestadt Mariupol mit ihren 490.000 Einwohnern und internationalem Seehafen am Asowschen Meer muss man sich wie eine Stadt im Ruhrpott der 60er Jahre vorstellen. Über der ganzen Stadt hängt ständig eine dichte Smog-, und Abgasglocke, die beim Einatmen in der Lunge sticht und eine Sicht von maximal 300 Metern zulässt. Selbst das Sachsen-Anhaltische Bitterfeld unmittelbar nach der Wende würde im Direkten Vergleich glatt als Luftkurort durchgehen.
Ich hätte nicht gedacht, das es so etwas im Europa des 21. Jahrhunderts noch gibt.

Gastfreundschaft in einer bizarren Stadt

Die Tage, an denen wir nun seit vergangenem Samstag dazu gezwungen sind auf unsere Teile zu warten, haben wir genutzt, um beide Motorräder noch einmal genauestens unter die Lupe zu nehmen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, gnadenlos Ballast abzuwerfen und unser Gepäck anders zu verteilen, da meiner Meinung nach das Gewicht die Teneres schlichtweg überfordert. Auch wenn es schwer fallen wird, sich von einigen Dingen zu trennen, so bleibt uns nichts anderes übrig, wollen wir doch ohne größere Probleme weiterfahren.



Was die überwältigende und herzerwärmende Gastfreundschaft der Menschen hier anbelangt, so kann ich nur sagen, dass es einem oftmals schon peinlich ist, all die entgegengebrachte Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist ungewohnt, wenn der Gegenüber es als Beleidigung empfindet, wenn man Anstalten macht, für die Hilfe etwas zurückgeben zu wollen.

In unserem Fall wurde Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um an unsere Teile zu gelangen. Mir scheint, als ob die ganzen Jungs es sich auf Ihre Fahnen geschrieben haben, alles zu geben, damit unsere Reise erfolgreich weitergehen kann. So steht uns eine komplette Werkstatt zur Verfügung, mindestens zwei Mechaniker gehen mir bei der Arbeit stets zur Hand. Eine in der Schweiz lebende Übersetzerin die hier auf Heimaturlaub ist, steht wie selbstverständlich auf Abruf für uns bereit und führt wichtige Telefonate, übersetzt, gibt Tipps oder hilft einfach dann, wenn es Hände und Füße nicht mehr gestatten, eine komplexe Erklärung abzugeben. Hinzu kommt, dass wir in einem uralten Wolga von der Werkstatt zum Hotel chauffiert werden, obwohl die Entfernung lediglich 400 Meter beträgt.

Vorgestern Abend wurde, während ich noch mit dem Kettenwechsel an Alains Motorrad beschäftigt war, vor der Garage ein opulentes Buffet aufgebaut und sowohl Wodka als auch Bier bis zum sprichwörtlichen Umfallen angekarrt. Da uns allen, während wir so feierten schnell klar wurde, dass es am folgenden Tag nicht gut ums Arbeiten bestellt war, wurde kurzerhand beschlossen, einen Tag frei zu machen.

Die Idee, uns beizubringen wie man Jetski fährt ward geboren. Wer meine Schwimmkünste kennt, kann sich hingegen vorstellen, wie begeistert ich von diesem Vorschlag war.

Da ich ja, um die Worte meines Freundes Panni aufzugreifen, als Botschafter unterwegs bin, wollte ich nicht den Eindruck erwecken, die Deutschen seien ein Haufen erbärmlicher Feiglinge.
Das ich wie eine Presswurst in Neoprenhöschen und Schwimmweste gequetscht, bei meinen Fahrversuchen von ständiger Todesangst gequält wurde, schien der lachenden Meute am Ufer nicht klar zu sein.
Ich habe überlebt, obwohl ich nach einem Sturz immense Kraft lassen musste, den etwa 10 Meter entfernten Jetski schwimmend zu erreichen, da der Wind das verdammte Drecksding schneller abtrieb, als ich schwimmen konnte...



Trotz all der Gastfreundschaft und schönen Momente in dieser trostlosen Stadt, will sich bei mir dennoch kein Urlaubsgefühl einstellen. Noch sitzt der Schock den die Pannen verursacht haben, ziemlich tief und das einst so große Vertrauen in die XTZ hat leichte Risse bekommen.
Vom Gefühl her kommt es mir eher so vor, als seien wir mit zwei Shovelhead von Harley-Davidson unterwegs (ich weiß wovon ich rede.) Alain ist heute morgen erneut nach Kiev geflogen um, wie wir vereinbart haben, ein letztes Mal Ersatzteile abzuholen. Sollte das ihm mittlerweile vertraute Zollprozedere schnell über die Bühne gehen, so werde ich noch heute abend die beiden neuen Kupplungen einbauen und die gebrauchte Kupplung, die eigens aus Volgograd organisiert wurde, zu den anderen Ersatzteilen packen.
Als Zeichen unserer tiefen Dankbarkeit wollen wir dann die etwa 10 -15 Leute aus unserem "Support-Team" zum Essen, Trinken und natürlich Feiern einladen. Wenn wir dann am Samstag wieder fit sein sollten, wird die Reise endlich weitergehen.
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Autor: Erik Peters
erstellt: 29.01.2007
gelesen: 2145 mal
Stichworte: Motorrad, Abenteuer, Mariupol, Asowschen Meer
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