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Alabasterkarawane

Out of Luxor

Der Schmerz in meiner linken Brust ist höllisch, als ich in scharfkantige Geröllblöcke knalle und mir die fünfte Rippe anknackse. Nur der Rucksack auf meinem Rücken verhindert, dass ich mir das Kreuz breche. Der um meinen Kopf geschlungene, drei Meter lange Baumwollschech dämpft den größten Aufprall, als mein Schädel gegen einen Stein schlägt. Das Stakkato der kleinen, harten Eselshufe dröhnt in meinem erschütterten Hirn. Gleichgültig ziehen die schwerbeladenen Tiere an mir vorbei. Humpelnd, die Hand an die Rippe gedrückt, haste ich durch scharfkantiges Geröll meinem Reitesel hinterher. Das brave Tier kann nichts dafür, dass ich nach 36-stündigem Ritt auf seinem Rücken eingeschlafen bin. Wenn es dem Esel zu wohl wird...

Mein Freund Serge, Franzose, xpeditionserfahrener Bergführerausbilder aus Chamonix und Mount-Everest-Besteiger, den ich für diese verrückte Idee gewinnen konnte, treibt seinen Esel mit den Hacken und dem Ruf "donkey" an. Lächerlich schleifen Martins lange Beine am Boden entlang. Klaglos trägt der kleine Graupelz den fast zwei Meter großen und 90 Kilo schweren Mann, den ich beim Klettern im Schwabenjura schätzen lernte. Er dokumentiert mit seiner Kamera unsere Karawane durch die Bergwildnis Wüste, die wie zu Pharaonenzeiten, unter primitivsten Bedingungen, das seit Jahrtausenden begehrte Alabaster aus der Lybischen Wüste holt. Stein galt den Ägyptern als Inbegriff der Ewigkeit - ihm war die gesamte Kunst gewidmet. Hinter einer nüchternen chemischen Formel verbirgt sich Alabaster, das "Weiße Gold der Pharaonen", ein helles, durchscheinendes, feinkörniges und polierfähiges Material, das seine Namen von der antiken oberägyptischen Stadt Alabastron erhielt. Durch seine Struktur, die leicht zu bearbeiten ist, war es bevorzugter Werkstoff der bildenden Kunst. Das Gestein wurde zu Gefäßen, Lampen, Porträtköpfen und Kanopen verarbeitet, zu Vasen, Urnen und Reliefs - vielbewunderte Kunstschätze. Weiß dominiert. Aber auch Grau, Gelb, Grün oder Rot.

Herausragendes Beispiel sind Objekte aus Tutenchamuns Grab, die im Ägyptischen Museum in Kairo bewundert werden können. Das Gipsgestein Alabaster war wegen seiner Seltenheit und weil es meist nur im unwirtlichen Gebirge zu finden war und wegen Haltbarkeit besonders geeignet, zum "Gestein der Pharaonen" erhoben zu werden.

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Autor: Michael Vogeley
erstellt: 10.04.2004
gelesen: 9799 mal
Stichworte: Abenteuer, Wüste, Libyen, Alabaster
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