South Georgia Island - Auf Shackletons Spuren in der AntarktisIn der südlichen Polarregion liegt der Kontinent Antarktis. Ihm vorgelagert ist die 170 Kilometer lange Insel South Georgia. Hier haben Menschen nichts zu suchen! Oder doch? Zwei Dutzend Frauen und Männer stehen knöcheltief im Schnee, zwischen einigen verwitterten Grabkreuzen. Ein grosser Stein überragt die kühle Szenerie. Und es schneit bei etwa Windstärke acht.
Richard Reany ist Neuseeländer. In seiner Hand ein durch- sichtiger Plastikbecher mit braunem Inhalt: Whiskey. Dick hält eine kurze Rede über den britischen Heroen Shackleton, der hier im Alter von fünfzig Jahren bei einem neuen Expeditionsversuch einem Herzanfall erlag. Schniefende Nasen, Andacht. Dick hebt den Becher in die Luft und schmettert den Toast in die Kälte: "Shackleton!" Dann kippt er sein Plastikgefäss britisch cool zur Hälfte runter. Wir tun es ihm gleich und nehmen auch einen Schluck. Der Rest des Getränks wird von - fast - allen auf das verschneite Grab geleert. Auf die letzte Ruhestätte eines Seebären, eines Antarktis-Heroen. Einer der wenigen, die gerühmt werden, weil Scheitern sein Erfolg war.
Wir stehen auf einem Walfänger-Friedhof. Seit 35 Jahren ist es auf der Insel vorbei mit dem Schlachten. Die grossen Silos, in denen das aus dem "Blubber" der Wale und Robben gewonnene Öl gelagert wurde, rosten wie riesige Konservendosen. Wir befinden uns am Ende der Welt. In einem Kühlschrank, riesengross, und bis auf uns völlig menschenleer. Dort, wo ausschliesslich Orkane, Robben, Albatrosse und Pinguine zuhause sind. Denn nur die erlebt man hier, in Südgeorgien, Antarctica.
Menschen haben hier nichts zu suchen. Trotzdem sind wir hierher gekommen. Mit der festen Absicht, dem letzten Weg Shackletons auf seiner Rettungsmission nachzuvollziehen. Warum? Vielleicht liegt in dieser Frage bereits die Antwort. Der Mensch ist seit jeher ein Forscher. Bevor seine Neugier nicht gestillt ist, mag er vieles auf sich nehmen... Durch den stürmischsten Ozean der Erde Auf den Spuren einer legendären Antarktis-Expedition Die Endurance-Expedition: 635 Tage im Eis Bücher von Michael Vogely
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