S.O.S. EisbergDie schwimmenden Inseln präsentieren sich in architektonischer Fülle. Wind und Wellen formen die Kolosse zu bizarren Türmen. Die vergänglichen Skulpturen sind Wunderwerke der Natur - schon bei ihrer Geburt dem Verfall geweiht.
Das Eis zeigt eine deutliche Schichtung, die durch Sommer- und Winterschneefall, aber auch durch das Rollen der labilen Brocken entsteht. Durch immer neue Lageveränderungen tauchen rundgewaschene Partien auf. Riefen im Eis sind ehemalige Brandungslinien, die sich modellieren, wenn sich die Lage des Eisstücks im Wasser mehrfach ändert.
Während die instabilen Riesen kleiner und kleiner werden, bilden sich vielfältige Formen von bizarrer Schönheit: seitwärts geneigte Blöcke, Kuppeln mit gerundeter, glatter Oberfläche, Tore und Gewölbe. Aber auch spitze, matterhornähnliche oder pyramidenförmige Gebilde.
Die Metapher vom „ewigen Eis“ gilt für Eisberge nicht. Die Zeichen des Verfalls sind bei den fragilen Spitzenträgern unverkennbar. Wenn sie sich nach beträchtlichen Schmelzverlusten in eine neue Position gedreht haben, tauchen malerische Ruinen auf - eiskalte Märchenfiguren von atemberaubender Plastizität. Formbar und wandelbar. Unnahbar?
Die Spitze des Eisbergs Titanic - und andere Dramen Bücher von Michael Vogeley Lebensmotto: aus eigener Kraft
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