Antarktisches Paradies - Abenteuer in der AntarktisAntarktis: Das Bergsteigermekka des neuen Jahrhunderts Der neuseeländische Klassealpinist Colin Monteath ist der Meinung, dass "die Antarktis mit Sicherheit eines der wichtigsten Bergsteigermekkas des Jahrhunderts wird."
Beispiele? Erst 1997 wurde das Horseshoe Valley in der Heritage Range vom Italiener Paolo Gardino und dem Franzosen Simon Garrod besucht. Das Ergebnis waren elf erstmals bestiegene Gipfel. Auf dem Kontinent steilen auch die kühnen Nadeln des Queen Maud Land. Am Neujahrstag 2001 erklomm unter Leitung des Franzosen Alain Hubert eine achtköpfige Expedition zum ersten Mal den 2650 Meter hohen Gipfel der Holtanna. Mit dabei der deutsche Spitzenbergsteiger Ralf Dujmovits. The Wall hieß das Projekt im siebten und achten Schwierigkeitsgrad und mit 900 Metern Wandhöhe. Es war nur eine erste Route an der gewaltigen Granit-Kathedrale, am Hohlen Zahn, über den "unglaublich steilen Nordpfeiler". Bislang drangen erst zwei Expeditionen zu den faszinierenden Gipfeln vor. Dujmovits: "Wir sahen Bilder von überirdischer Schönheit, spitze, filigrane Felsgestalten, die wie die Reißzähne eines Wolfes aus der weißen Ewigkeit herausstehen. Ähnliche Monolithen gibt es nur im Karakorum und den USA."
Der erfahrene Alpinist Klaus Ernstberger und ich paddeln 1998 im Kanadier durch die stürmischen Gewässer der South Shetland Inseln vor der Antarktischen Halbinsel. Mit im Boot: Pickel, Steigeisen, Seile. Beim Gedanken an die Insel Anvers Island beginnt unser Bergsteigerherz zu wummern. Der Mount Francais ist knapp 3000 Meter hoch. Eine perfekte Eisflanke setzt unmittelbar am Neumayr Channel an, mit einer Art steilem Biancograt. Die Wand schwingt sich fast drei Kilometer in den dunklen Antarktishimmel. Unbegangen. Eine der höchsten Wände der Erde: Unberührt, fast unbekannt, nie versucht!
Stefan Glowacz sagt über die exklusive Destination Antarktis: "Echte Abenteuer sterben aus. Im Handstand auf den Everest … solche Sachen sind einfach banal, platt …" Und über die bergsteigerischen Möglichkeiten: "Da stehen sie einfach so herum, wie Sonderangebote in einem Supermarkt: Lauter unbestiegene Walkerpfeiler, Wände aus Urgestein, verführerisch wie die Erbsünde und hart wie das Finanzamt." Das Coole Sextett (Kurt Albert, Gerd Heidorn, Stefan Glowacz, Holger Heuber, Jürgen Knappe und "Pater" Hans Martin Götz) klettert 1999 unweit von Anvers Island erstmals auf den kühnen Renard Tower am gleichnamigen Kap, "…dessen Felswände steil und überhängend 800 Meter in die kalte Luft ragen". Sie taufen nach vier Tagen harter Arbeit und wegen ihrer stürmischen Anreise mit einer Segelyacht über die Drake Passage die Tour Hart am Wind . Noch können Zweitbegeher den ausgeworfenen Schwierigkeitsvorschlag – oberer achter und unterer neunter Grad – bestätigen.
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1. Kapitel Bücher von Michael Vogeley Lebensmotto: aus eigener Kraft
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