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Die „Gorch Fock“, das Segelschulschiff der Deutschen Marine, stattete der Insel ihren Besuch ab – und blieb gleich volle zwei Wochen. Leider lag das weiße Schiff mit den drei hohen Masten nur wenige Stunden vor der historischen Altstadt. Dann wurde es an die neue Pier beim Leuchtturm Botafoch verwiesen. Die Hafenbehörde wollte es so – aus Sicherheitsgründen, wie es hieß… , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Gorch Fock in Ibiza

Interview mit Norbert Schatz, dem Kommandanten des Marine-Segelschulschiffes „Gorch Fock”

Ist die Ausbildung auf einem Segelschulschiff noch zeitgemäß?

Seit Februar 2006 ist Kapitän zur See Norbert Schatz Kommandant der „Gorch Fock“. Der jetzt 49-jährige Offizier absolvierte eine ziemlich steile Marinekarriere, die ihn schon von 1977 bis 1999 als ersten Offizier auf den Großsegler brachte. Der Kommandant ist verantwortlich für das Schiff und die Besatzung. Und einen Großsegler zu fahren ist anders als alle anderen Schiffe. Privat ist Kommandant Schatz seit 20 Jahren mit Ehefrau Erika verheiratet und hat zwei Kinder.
Wir sprachen mit ihm.

IbizaHEUTE: Welche Qualifikation benötigt ein Seeoffizier, um Kommandant der „Gorch Fock” zu werden?

Kommandant Schatz: Zunächst muss jeder Seeoffizier in Theorie und Praxis nachweisen, dass er jeden Boots- oder Schiffstyp, auf dem er fährt, situationsgerecht in allen Einsatzarten sowie in möglichen Notfällen sicher beherrscht. Darüber hinaus muss der Kommandant Menschen führen können, konsequent sein und seine eigenen Ansprüche vorleben. Wer diese Qualitäten mehrfach erfolgreich nachgewiesen hat, erhält das Kommandantenzeugnis – und damit auch die Hoffnung, bei der Personalabteilung in die engere Wahl zu kommen. Weitere Kriterien sind Alter, Verwendungsbreite und Förderungsperspektiven.

IbizaHEUTE: Ziemlich viele Voraussetzungen…

Kommandant Schatz: Keine Frage. Der Kreis der möglichen Kommandantenanwärter hält sich in Grenzen. Schon allein, weil man die spezifischen seemännischen Kenntnisse zur Führung eines Großseglers nur durch vorherige Einsätze auf der „Gorch Fock” erwerben kann. Nur wer aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen kann, hat das notwendige kritische Augenmaß, um zu beurteilen, wie sich das Schiff in schwierigen Wetterlagen verhält und was man der Crew gemäß ihres jeweiligen Ausbildungsstandes zumuten kann.

IbizaHEUTE: Und wie groß ist Ihr Erfahrungsschatz?

Kommandant Schatz: Bevor ich im Februar 2006 zum Kommandanten der „Gorch Fock” ernannt wurde, hatte ich in fünf Jahren und drei Vorverwendungen die Gelegenheit, mir die Erfahrungen schrittweise auf verschiedenen Verantwortungsebenen anzueignen.

IbizaHEUTE: Viele Menschen, die die „Gorch Fock” sehen, bekommen glänzende Augen.

Kommandant Schatz: Ja, die „Gorch Fock” ist ein prächtiger Anblick und für Außenstehende wohl Seefahrer-Romantik und Fernweh pur. Zur Begeisterung tragen sicher auch die populären Windjammerparaden, internationale Seglertreffen und maritime Großveranstaltungen bei. Die „Gorch Fock” ist nunmehr seit 48 Jahren als Segelschulschiff im Dienst der Deutschen Marine und nimmt regelmäßig als Zugpferd an solchen Veranstaltungen teil. Die ungebrochene Popularität bekommen wir auch beim „Open Ship“ mit, wenn das Schiff für die Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben ist, und die Besucherströme das Oberdeck „entern“. Vielleicht ist die „Gorch Fock” für viele Menschen auch ein ruhiger Gegenpol zu unserer schnelllebigen Zeit.

IbizaHEUTE: Hat sich die Ausbildung des Marine-Nachwuchs’ über die Jahre verändert?

Kommandant Schatz: An Bord prinzipiell nicht. Geändert hat sich das private Umfeld der Anwärter. Die jungen Männer und Frauen, die sich heute zum Dienst in der Marine bewerben, sind ein Querschnitt der heutigen Jugend. Statistisch gesehen ist der Marineoffiziersanwärter frisch gebackener Abiturient, aufgewachsen im Einzelzimmer, mit eigenem Fernseher, Spielkonsole, Internetzugang und Mamas „All-inclusive-Service“. All das bietet die „Gorch Fock” natürlich nicht. Im Gegenteil. Die spartanischen Verhältnisse empfinden manche Anwärter während der sechswöchigen Ausbildung als Kulturschock, den man erst mal verarbeiten muss. An Bord müssen sie funktionieren, sich einordnen und lernen, die eigenen Bedürfnisse denen der Mannschaft unterzuordnen. Die heutigen Offiziersanwärter begegnen ihren Vorgesetzten allerdings mit mehr Selbstvertrauen und Ungezwungenheit, als das meine Generation getan hat. Das empfinde ich als durchaus positiv.

IbizaHEUTE: Auch die wachsende Zahl weiblicher Kadetten, die doch sicher Einfluss auf Ausbildung und Bordalltag hat?

Kommandant Schatz: Auf jeden Fall. Sehr oft sind die Frauen die Lehrgangsbesten. Die körperliche Überlegenheit ihrer männlichen Kameraden kompensieren sie meist durch Zähigkeit und Willensstärke. Im Bordalltag sorgt die Anwesenheit der Frauen für einen moderateren Umgangston an Deck. Typische Männerwitze werden von den Mädchen selbstbewusst gekontert. Und manches Spindfoto-Subjekt trägt heute nicht mehr Bikini, sondern einen Herrentanga...

IbizaHEUTE: Ist die Ausbildung auf einem Segelschulschiff heute überhaupt noch zeitgemäß?

Kommandant Schatz: Eindeutig ja. Sechs Wochen auf einem Segelschulschiff sind eine unbezahlbare Lebensschule, die Teamgeist fördert. Hier gilt es, sich ein- und unterzuordnen und die eigenen Bedürfnisse denen der Crew unterzuordnen. Dieser Sozialisierungsprozess erzieht zu den klassischen seemännischen Tugenden: Leistungsbereitschaft, Kameradschaft, Selbstbewusstsein und Mut. Wenn man nachts bei Sturm in die Masten hoch muss, man dicht an dicht über- und nebeneineinander in Hängematten schläft oder sich für Manöver mit den Kameraden an den Schoten die Seele aus dem Leibe zieht, um das Schiff auf neuen Kurs zu bringen, dann wird einem vieles bewusst. Genau diese Tugenden bleiben entscheidende Faktoren im Einsatz oder Gefecht und bestimmen maßgeblich den Kampfwert hochkomplexer, moderner Waffensysteme. Das Verhalten des Vorgesetzten entscheidet über kopflose Panik oder situationsgerechtes Handeln. Ich werde oft von jungen Marineoffizieren angesprochen, die mir berichten, dass sie erst auf der „Gorch Fock” gelernt haben, sich richtig einzuschätzen und die eigene Stärken und Schwächen selbstkritisch zu erkennen. In der Erziehung zum Offizier bleibt der Ausbildungstörn auf dem Segelschulschiff ein elementarer und heute mehr denn je unverzichtbarer Baustein.

IbizaHEUTE: Welche Reisepläne gibt es für die „Gorch Fock” im nächsten Jahr?

Kommandant Schatz: Ende März 2007 laufen wir zu einer neunmonatigen Ausbildungsfahrt entlang der nordamerikanischen Ostküste aus. Die Reise führt auf der klassischen Passat-Route über den Atlantik in die Karibik. Von dort geht es nordwärts entlang der US- und kanadischen Ostküste, um im Herbst über die Azoren rechtzeitig kurz vor Weihnachten wieder heimatliche Gefilde anzusteuern. Unter den zwölf Anlaufhäfen befinden sich so wohlklingende Reiseziele wie New York, Boston, Norfolk, Halifax und Quebec sowie die Insel Martinique und die Azoren.

IbizaHEUTE: Was ist das Schönste für Sie auf jeder Reise?

Kommandant Schatz: Wenn wir wieder unseren Heimathafen anlaufen, meine Mannschaft und die Kadetten gesund sind, sich keiner ernsthaft verletzt hat, und alles gut gelaufen ist. Das ist für mich immer wieder das Schönste. Dann noch meine Familie wieder in die Arme schließen zu können – dann bin ich einfach glücklich.


Artikel erschienen in Ibiza Heute Dezember 2006
Gorch Fock – ein faszinierender Großsegler
Gorch Fock in Zahlen
Woher der Name „Gorch Fock“ kommt:
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Autor: Dieter
erstellt: 28.12.2006
gelesen: 6649 mal
Stichworte: Gorch Fock, Ibiza, Promis
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