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Kaum eine Stadt in der Ägäis ist so von den Spuren des Mittelalters geprägt wie Ródos, die alte Hauptstadt des Ritterordens der Johanniter. Sie bauten die Stadt und mit ihr die ganze Insel zur Festung gegen das Osmanische Reich aus - bis sie von den Osmanen dann doch nach Malta vertrieben wurden. , Reiseberichte, Fotos, Bilder, Reiseinformation, Reisetipps weltweit. Schreiben Sie Ihren Reisebericht. Zeigen Sie Fotos und Bilder online. Reiseerfahrung mit anderen teilen!
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Ródos - Die Stadt der Johanniter

Reisetagebuch Rodos im Einzelnen

Donnerstag, 19. Mai 2005: Rhodos, Faliraki

Gegen 17.30 Uhr Ortszeit, nach einem dreistündigen Flug von Berlin-Tegel, landet die Air-Berlin-Maschine auf dem Flughafen von Rhodos. Beim Anflug sieht man an der Spitze der Insel die „Metropole“ Rhodos-Stadt, und auch der Flughafen liegt unmittelbar am Meer, in seiner Nachbarschaft einige Gewächshäuser – und auch eine kleinere Ortschaft.

Unser Transfer nach Faliraki, einem der touristischen Zentren von Rhodos, gelegen an der Nordost-Küste, dauert rund 20 Minuten. Von der Ortschaft selbst sehen wir dabei eigentlich so gut wie nichts, bleiben an der am Strand vorbeiführenden Hauptstraße, an der auch die großen Hotels liegen. Uns hat Neckermann im Rodos Palladium untergebracht, einer sechsgeschossigen Großanlage mit Garten- und Poollandschaft, ausgewiesen mit vier Sternen. Dabei zählt das Palladium noch zu den neueren Anlagen, ist erst wenige Jahre alt. Die Häuser links und rechts stammen überwiegend aus den 70-er Jahren, als sich Faliraki zum Touristenort mauserte,

Feinen Sandstrand gibt es allerdings weniger: Auch unser Hotelstrand besteht aus feinem braunen Kiesel.

Freitag, 20. Mai: Rhodos, Agios Nikolaos – Salakos – Profitis Illias – Apollona – Rhodos-Stadt (Ródos)

Unser Wandertag beginnt um 8.30 Uhr. Ziel ist das Oros Profitis Illias, die „Alpen von Rhodos“, ein bis knapp 800 Meter hoher Höhenzug im nördlichen Teil des Inselzentrums.

Etwas mehr als eine halbe Stunde dauert die Busfahrt, die uns zunächst auf der Küstenstraße nach Süden führt, bis wir dann bei dem Ort Kolymbia nach Osten ins Landesinnere abbiegen. Die Straße liegt direkt neben einem Aquädukt, um einiges kleiner als die antiken römischen. weitgehend auch aus Beton gebaut, aber den großen römischen Anlagen nachempfunden: Diese Wasserleitung stammt aus der italienischen Zeit von Rhodos, die immerhin bis 1947 andauerte, ehe die Briten den kompletten Dodekanes an Griechenland übergaben. Anders als die Wasserleitung gibt es für das massive gelbliche italienische Gebäude in einem unscheinbaren Bergdorf – eine alte Polizeistation? – keine Verwendung mehr, weswegen es nun auch dem allmählichen Verfall preisgegeben ist.

Ausgangspunkt unserer Wanderung nach Salakos, dem mit gut über 700 Höhenmetern höchstgelegenen Bergdorf von Rhodos, ist Agios Nikolaos, ein von außen unscheinbares winziges Kirchlein, aber unter den noch erhaltenen das älteste Gotteshaus der Insel. Gestiftet wurde die Kapelle im 14. Jahrhundert von einem byzantinischen Kaufmann, und die inzwischen schon völlig ausgehöhlten, dick gewachsenen Platanen, dürften wohl fast aus der gleichen Zeit stammen. Doch während die Zeit der Platanen allmählich abgelaufen sein dürfte, ist das Gotteshaus immer noch in Betrieb, wovon auch die reichlich ausliegenden Wachskerzen zünden, deren Rauch die Ikonen an den Wänden inzwischen aber schon dunkel verfärbt hat.

Ziegenweg ist der Name des Wanderweges, ein durchaus bequemer, auch gar nicht all zu steiler Weg, der vor allem durch Olivenhaine führt, vorbei an Zypressenwäldchen, umsäumt von unzähligen Disteln – und auch einem Drachenwurz, einer seltenen Pflanze, deren Blüte fast aussieht wie die Blüte einer Bananenstaude. Von den Ziegen bekommen wir allerdings nur den überall herumliegenden Kot zu sehen, entdecken dazu einen leer stehenden Stall – doch die Tiere selbst sind nirgends zu entdecken.

Nach etwa zwei Stunden sehen wir die Häuser von Salakos, einem Dorf, das außer seiner für Rhodos bemerkenswerten Rekordhöhe keine Besonderheiten zu bieten hat – außer einem kleinen Teich am Dorfrand, gespeist aus klarem frischen Quellwasser, wo wir nun eine verdiente Rast einlegen. Zwei Enten schwimmen in dem kalten Wasser, im Gestrüpp daneben haben wir nun auch unsere Ziegen.

Auf den Profitis Illias fahren wir nun über eine kurvenreiche Bergstraße mit dem Bus. Profitis Ilias bezeichnet heute eine kleine weiße Kirche, als ehemaliges Kloster von über den Bergen umgeben von Mauern und noch immer mit einigen, nun versperrten, Mönchszellen versehen, geschätzt wegen der Quelle, die ein erfrischendes Wasser abgibt.

Geschätzt wurde der Ort offensichtlich auch von dem italienischen Faschistenführer Benito Mussolini. Der ließ hier oben nämlich im so genannten „Südtiroler Landhausstil“ ein Chalet errichten, Hitlers Berghof nachempfunden, mit einem Hauptgebäude und darum herum liegenden Wirtschaftsgebäuden, von denen die meisten nun nur noch Ruinen sind, eines aber als Ausflugslokal genutzt wird, während im Chalet selbst nach jahrelangem Leerstand und Verfall gerade die Umbauten für ein Hotel laufen.

Bei der Weiterfahrt nach Apollona sehen wir in einiger Entfernung den Attavyros, mit 1200 Metern der höchste Berg auf Rhodos. Allerdings: Sein Gipfel ist völlig kahl, nicht einmal ein Baum ist zu sehen – nur Steine und Sand.

Nach dem Mittagessen in Apollona geht es wieder zurück nach Faliraki. Den Namen der Restaurants und Kneipen nach zu urteilen, ist dieser Ferienort fest in englischer Hand. Lokale heißen hier schlicht „Pub“.

Für 13 Euro fahren wir von unserem Hotel nach Rhodos-Stadt, nach Ródos, wie der Ort wohl am richtigsten umschrieben heißt. Wir verlassen das Taxi an dem kleinen Strand vor der Stadtmauer, in unmittelbarer Nähe zum Hafen. Es ist eigentlich ein schöner Sandstrand, fast weißer als der in Faliraki – aber trotzdem, vielleicht wegen der Nähe zur Straße, mag hier niemand liegen.

Durch das Tor gelangen wir unmittelbar in die Gassen der Altstadt, die um diese Zeit wieder vom geschäftlichen Treiben beherrscht sind, von Händlern und Souvenirjägern. Jedes dieser Altstadthäuser aus grauem Stein scheint darauf angelegt gewesen zu sein, in den unteren Räumen ein Geschäft zu beherbergen. Auffällig die hölzernen Erker: Die stammen in der Regel aus der osmanischen Zeit, als Frauen nicht so ohne weiteres auf die Straße durften, aber von den hölzernen Erkern aus so unbeobachtet am Treiben auf der Straße zumindest passiv teil haben konnten.

Wenig Treiben, beinahe Stille herrscht dagegen in der so genannten Ritterstraße in der Nachbarschaft des Archäologischen Museums. Die verschlossenen Gebäude hier wirken fast abweisend. Das ist, neben der Palast des Großmeisters, das alte Zentrum der Macht, hier lebten, nach Nationalitäten geordnet, die Ritter des Johanniterordens.

Am Großmeisterpalast verlassen wir kurz die Stadt, gelangen zum Festungsgraben, steigen dann – für fünf Euro Eintritt – auf einen nicht einmal sonderlich hohen Kirchturm, von dem aus man auf die benachbarte Moschee, auf den Großmeisterpalast und schließlich über die gesamte Stadt schaut. Unser Ródos-Spaziergang endet danach wieder am Hafen, an den drei Mühltürmen, die wie Wehrtürme – vermutlich waren sie das auch – die Hafeneinfahrt bewachen.

Samstag, 21. Mai: Rhodos, Lindos - Charáki (Haráki) – Psinthos

Bei der Anfahrt von Norden kommend der erste Blick auf Lindos: Unterhalb eines steilen Felsens mit einer wehrhaften Burg auf seiner Spitze liegt ein kleines Städtchen am Meer, ein Städtchen ganz in Weiß.

Und dieses Städtchen ist so klein, dass die Busse nicht einmal in seine Nähe kommen. Die Wagen halten oben an der Hauptstraße, das letzte Stück des Weges hinunter ans Meer geht es zu Fuß. Und als erstes gelangt man dabei an den Stadtplatz, ein Kreisverkehr für die Taxis, die schon noch bis hierher fahren dürfen, ein Baum in der Mitte – und seitlich in einer Mauer der antike Brunnen von Lindos. Dieser Brunnen scheint zwar aus der osmanischen Zeit zu stammen, weist schließlich eine arabische Inschrift auf – stammt aber bereits aus der antiken griechischen Periode.

Bereits bei der Anfahrt fiel die Bucht von Lindos auf, nun sieht man, wie blaugrün das Wasser hier wirklich ist, dazu auch die kleinen Inseln vor der Einfahrt der Bucht, Inseln, die dem natürlichen Hafen einen zusätzlichen Schutz bieten.

Zwar zählt Lindos heute nur noch 800 Einwohner, in den Sommermonaten täglich aber ein Vielfaches an Besuchern. Entsprechend ist nun auch das Gedränge in den engen Gassen, durch die sich neben den Fußgängern auch einige Esel quälen, von denen sich die bequemeren Touristen den Weg zur Akropolis hoch tragen lassen. Gepflastert sind die Gassen mit einem schwarz-weißen Mosaik aus Kieselsteinen, ein Mosaik, dass sich auch in die einstigen einstöckigen – ein auch nur aus einem Raum bestehenden – einstigen „Kapitänshäuser“ fortsetzt.

Weiß getüncht sind diese Kapitänshäuser allerdings erst seit wenigen Jahrzehnten. Ursprünglich waren sie in der Naturfarbe des Backsteins gehalten, wurden erst in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts getüncht.

Wie die Kapitänshäuser im einzelnen gebaut und genutzt wurden, besichtigen wir bei einem Beispiel, das nun als Caféhaus dient – wobei hier eigentlich nur der ummauerte Hof für das Restaurant genutzt wird. Die Torrahmen sind mit Ornamenten geschmückt, in das Mauerwerk sind Keramiken als weiterer Schmuck eingelassen, doch das Haus selbst besteht nur aus einem einzigen Raum, den sich die komplette Familie teilt. Das Paar des Hauses schläft auf einem Podest, in dessen Hohlraum die Haushaltsartikel aufbewahrt werden, die übrige Familie verbringt die Nacht auf den Polstern, die dann eben tags über als Sitzgelegenheit herhalten müssen. Und: Der Fußboden besteht, wie auch die Gassen und die Höfe, aus den Mosaiken des Kieselsteins.

Fast dreidimensional erscheint durch ein solches Mosaik nun der Fußboden der frisch restaurierten Kirche von Lindos. Im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens stehen aber natürlich die Ikonen, die auch den letzten Quadratzentimeter der Kirchenwände bedecken, die biblische Geschichte nacherzählen – und hier auch noch eine ungewöhnliche Darstellung des heiligen Christopherus, gemalt mit einem Hundekopf, beinhalten. Dies ist wohl eine der ganz wenigen Chistopherus-Darstellungen dieser Art.

Der Aufstieg auf die Akropolis, vorbei an unzähligen Verkäuferinnen gestickter Decken jeder Größe, gestaltet sich einfacher, als es die Fremdenführer vorher den Besuchern einreden. Beim Aufstieg jedenfalls sind es die mächtigen Mauern der Johanniterfestung, eine Verstärkung der ohnehin schon fast uneinnehmbaren Anlage, die der Akropolis ihr Bild aufdrücken.

Hat man dann aber die letzten steilen Stufen zum Wehrturm genommen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zunächst fallen da die – rekonstruierten – griechischen Säulen ins Auge, eine Hinterlassenschaft der archäologischen Ausgrabungen durch die Italiener in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Deren Ziel war nämlich, die alte Anlage wieder her zu stellen, allerdings ohne besondere Rücksicht auf historische Originalität. Immerhin: Der Tempel der Athene, der nun auf dem höchsten Punkt des Felsens steht, könnte, das moderne Baugerüst einmal weggedacht, vielleicht wirklich so ausgesehen haben wie er nun aussieht.

In jedem Fall hat man von hier oben einen fantastischen Blick auf Lindos, auf das massive Felsgrab eines Heiligen – und schließlich auf die herzförmige St.-Paulus-Bucht mit ihrem türkisfarbenen Wasser.

Unser Mittagessen nehmen wir in Charáki, auch Haráki genannt, ein kleines Inseldorf mit einem weißen Sandstrand an einer beschaulichen Bucht. Ähnlich wie bei Lindos gibt es auch hier in der Nachbarschaft des Ortes einen felsigen Berg, auf dem die Wälle einer weiteren Johanniterfestung stehen. Doch im Unterschied zu Lindos geht es hier weit beschaulicher zu – obwohl die Liegen am Strand, die Cafés und Restaurants auf einen kleinen Tourismus, allerdings ohne große Hotelkomplexe, schließen lassen.

Den Abend verbringen wir in Psinthos, einer Gemeinde im nördlichen Inselinneren. Vor dem obligatorischen „Griechischen Abend“ mit der üblichen Folklore besichtigen wir noch die Kirche des Ortes, größer und neuer als die Kirche in Lindos, aber wieder voll mit Ikonen, der Fußboden wieder mit den zum Mosaik gelegten Kieselsteinen bedeckt.

Unmittelbar vor der Kirche steht ein, allerdings eher unscheinbares, „Kriegerdenkmal“ zur „Erinnerung“ an den 21. April, den Tag des Militärputsches. Lediglich das Emblem der faschistischen Militärjunta wurde vom Denkmal entfernt.

Sonntag, 22. Mai 2005: Rhodos – Symi (Simi) – Kos mit Platáni – Asklepieion – Kos-Stadt

Um 8.30 Uhr legt unsere Katamaran-Fähre vom Hafen von Rodós ab, werden wir einen letzen Blick auf die Wälle und den Großmeisterpalast, der sich über alle anderen Bauten der Johanniter-Hauptstadt erhebt.

Eine Stunde später läuft die Fähre bereits den Hafen von Symi an. Die Bucht, in die wir fahren, ist angesichts der doch bescheidenen Ausmaße dieser Insel ziemlich groß, umrahmt von hohen Bergen. An den Hängen dieser Berge hat sich nun auf beiden Seiten der Bucht die Stadt ausgebreitet, bestehend aus gelblichen Häusern, fast mondän wirkend, wie kleine Villen, und das auch ziemlich dicht an dicht, ohne dass man irgendwo etwas wie ein Straßensystem entdecken kann. Lediglich die große Kirche, auch sie an den Hängen eines Berges, hoch über den meisten anderen Häusern gelegen, sticht aus diesem Bau-Gewirr hervor.

Auch die Hafenpromenade, an der wir schließlich kurz anlegen, zieht sich um die gesamte Bucht – und es bleibt eben auch die einzige erkennbare Straße.

Gegen 11.00 erreichen wir die Insel Kos. Der erste Eindruck von Kos-Stadt: Wir haben hier die kleinere Ausgabe von Rhodos vor uns, eine mittelalterliche Johanniter-Stadt mit einem schützenden Wall, der sich um die ganze Stadt schließt. Doch dieser Eindruck täuscht. Tatsächlich wurde die gewaltige Stadtmauer teilweise durchbrochen, teilweise 1935 von einem Erdbeben zerstört und nur an einigen Stellen zwischen Hafen und Altstadt ist sie wirklich noch die wehrhafte Anlage, die sie einmal gewesen sein muss.

Direkt vom Hafen aus fahren wir in das nahe gelegene Platáni, benannt nach den uralten Platanen, die hier zu finden sind, das Zentrum der auf Kos lebenden Moslems. Auf der Fahrt von Kos nach Platani fällt aber vor allem auf: Kos ist geprägt vor allem seinen antiken Ausgrabungen, auf die wir nun links und rechts der Hauptstraße stoßen, auf ein kleines Odeon, auf die Reste des Dionysos-Tempels, von dem kaum mehr als die Fundamente und die Rampe blieben, auf der die Opfertiere zum Altar gebracht wurden, auf die Grundmauern antiker Wohn- und Badehäuser.

In Platáni schließlich sieht man mehrere Moscheen. Der Dorfplatz allerdings weist weder Kirche noch Moschee auf, ist dafür aber ganz offensichtlich das Zentrum der Gastronomie, wartet gleich mit einer ganzen Reihe von – für die Touristen gedachten – Lokale auf, die mit griechisch-türkischen Gerichten aufwarten.

Das Asklepieion, dieses antike Großkrankenhaus, gleichzeitig Tempel des Äskulap, liegt in einem eigenen archäologischen Park, etwas außerhalb von Platáni, und über diese Parkwege gelangen wir nun zu dem Heiligtum.

Links sieht man dabei zunächst die gewaltigen Ruinen der ehemaligen Thermen, in der Mitte der Anlage die Treppen, die zu den höheren Stufen des Krankenhauses, in der Antike das medizinische Zentrum des östlichen Mittelmeerraumes und gleichzeitig Krankenhaus einer Großstadt mit vielleicht 100.000 Einwohnern.

Daran erinnert ein kleines Denkmal aus Marmor, gewidmet einem dieser antiken Ärzte, der es immerhin zum Leibarzt des römischen Kaisers Claudius brachte und so in seiner Heimatstadt als wohlhabender Mäzen auftreten konnte.

Von den übrigen Anlagen ist allerdings nicht viel erhalten geblieben. Erdbeben, die Anwohner, die die Anlage als Steinbruch für ihre eigenen Bauten nutzen und gezielte frühchristliche Zerstörungswut, der vor allem die nackten und halbnackten Darstellungen von Göttern und Menschen ein Dorn im Auge waren, haben ihre Spuren hinterlassen. Ab und an sieht man den nun leeren Sockel einer zerstörten Statue, noch klar erkennbar, wo einst der Fuß eines griechischen bzw. römischen Gottes oder Helden gestanden hat.

Ungetrübt ist aber der Blick von den Hügeln des Asklepieions auf die türkische Küste, die nur wenige Kilometer entfernt liegt. Sogar die Häuser auf der türkischen Seite kann man von hier aus klar erkennen.

Nun geht es zurück nach Kos-Stadt, ein Ort, der seit dem zerstörerischen Erdbeben von 1935 vor allem ein moderner Ort ist. Aber immerhin hat das alte türkische Bad am Eingang zur Altstadt das Beben überstanden, und auch an der Platane des Hippokrates, ein längst abgestorbener Baum, dessen Stamm zwar einige Meter Durchmesser hat, aber bereits völlig ausgehöhlt ist, wohl nur noch durch das Stahlgerüst gehalten wird, haben wohl mehr die Jahrtausende als das Beben von 1935 genagt.

In der Nachbarschaft zur Platane befindet sich eine Moschee, dann kommt auch schon der Hauptplatz und schließlich befinden wir uns in der so genannten Bar-Straße, in der Touristensaison das nächtliche Herz von Kos.

Am Faszinierendsten im Zentrum von Kos ist jedoch das Ausgrabungsfeld des antiken Forum, ein Gewirr umgestürzter Säulen, Fundamente der alten Geschäfte, für den Laien alles ohne Struktur, aber eben doch authentische Antike.

Am späten Nachmittag geht es die Küstenstraße entlang zu unserem am Rand von Kos-Stadt gelegenen Hotel, dem Iberostar Kipriotis Mares.

Montag, 23. Mai 2005: Kos, Dikeos-Gebirge, Asfendiou – Zia – Pilí – Kefalos – Tigaki

Unser Tagesprogramm heißt: Jeep-Safari durch das Díkeos-Gebirge. Als erstes fahren wir Richtung Asfendiou, ein nettes Bergdorf mit weißen Häusern, etliche davon aber schon verfallen, alle gelegen an steilen, kurvigen Wegen, die mit einem normalen Wagen eigentlich kaum passierbar sein dürften. Von einem unserer Aussichtsstops sehen wir auf das an der Nordküste gelegene Tigaki mit seinem unmittelbar neben dem Ort gelegenen Salzsee.

Bei Asfendiou biegen wir ab nach Süden, nach Zia, wo wir einen kurzen Kaffee-Stop unternehmen. Zia, so winzig es auch ist, zerfällt eigentlich in zwei Ortsteile. Links und rechts der Hauptstraße liegen die Andenkengeschäfte und „Supermärkte“, dazu auch einige Lokale, den Berg hoch geht es dann in das ursprüngliche Bergdorf mit seinen weißen Häuschen an holprigen Wegen. Wir kommen zu einer kleinen Kirche mit einem vorgebauten weißen Glockentürmchen. Vom Kirchplatz aus genießt man einen herrlichen Blick auf die Südküste, und wenige Schritte entfernt, fast am Ortsausgang, hat eine alte Kräuterfrau ihren Stand aufgebaut.

Bei Pili, einer hübschen Kleinstadt mit einem richtigen Zentralplatz, nehmen wir wieder Kurs Richtung Südküste, die wir bei Kardádema erreichen. Hier, an der südwestlichen Küste, beginnt offensichtlich das eigentliche Strandleben von Kos, immerhin auch eine Insel, die in der Saison ein Vielfaches an Touristen als an eigentlichen Einwohnern zählt. Auf der Strecke nach Kefalos liegt ein Club Meditarrané, befinden sich etliche andere Strandhotels, und der Markusbeach, an dem wir schließlich eine Weile verbringen werden, ist tatsächlich ein fast einsamer, langer weißer Sandstrand.

Doch vor dem Badeaufenthalt passieren wir noch Kefalos, auch das wieder ein zweigeteilter Ort, der Strandabschnitt mit Restaurants und auch Hotels, das Bergdorf mit seinen engen Gassen für die Einheimischen. Am Ortsrand, direkt an der Hauptstraße von Kefalos steht noch eine weitere Burg, hier eigentlich aber kaum mehr als eine befestigte Station, aus der Zeit der Johanniter.

Den Rückweg nehmen wir über Tigáki, ein aber ziemlich ruhig erscheinender Badeort, dessen Attraktion aber wohl mehr der Salzsee inmitten des Städtchens ist. Am Ufer dieses Salzsees haben sich einige Flamingos niedergelassen, die sich nun aber auch von uns menschlichen Besuchern nicht stören lassen, weiter fast bewegungslos im Wasser stehen bleiben.

Am Abend sind wir zu einem Empfang Horizon Beach Resort, der wohl mondänsten und auch größten Anlage auf Kos, eingeladen. Die einzelnen Häuser der Anlage sind im klassisch-antiken Stil gebaut, neben einer Shopping-Meile gibt es einen Skulpturenpark – und schließlich einen herrlichen weißen Sandstrand.

Dienstag, 24. Mai 2005: Kos - Kalymnos mit Vlihadia und Pothea – Plati – Pserimos - Kos

Der Tag des Inselhüpfens! Um 8.45 Uhr laufen wir aus dem Hafen von Kos aus, passieren schon bald Pserimos, das aus der Ferne als wirklich einsame Insel mit vielleicht einem Dutzend Häusern in einer Bucht erscheint, fahren dann an Plati vorbei, das sich von dieser Seite als eine absolut kahle Insel, ohne jeden Baumbewuchs, mit schroff ins Meer abfallenden Felsen zeigt.

Bei Kalymnos schließlich fahren wir vorbei an der Hauptstadt Pothea, die ebenfalls von kahlen Bergen umgeben ist, nehmen Kurs auf Vlihadia, die südlichste Ortschaft auf der Insel der Schwammtaucher. Immerhin ein Boot, von dem gerade ein einzelner Taucher in die Tiefe steigt, sehen wirklich.

Als Ort ist Vlihadia tatsächlich so winzig, wie eben nur Ortschaften auf kleinen, abgelegenen Inseln sein können. Auch in die Bucht von Vlihadia dürfte wohl kaum ein größeres Schiff einlaufen.

Attraktion von Vlihadia, einem Ort, über den wir nun hören, er sei zumindest in den Sommermonaten durch eine Buslinie mit der Inselhauptstadt Pothea verbunden, ist des „Meeresmuseum“, ein privat betriebenes Museum, das sich vor allem der Schwammtaucherei widmet, aber auch einige andere Exponate zeigt. Zu sehen sind nun also alte Fotos aus der Zeit der Schwammtaucherei, einer jener Anzüge, die die Schwammtaucher zu ihrem Helm trugen, in den sie mit einem Schlauch die lebenswichtige Luft gepumpt bekamen, dazu dunkle Schwämme aller Größen, aber auch etliche Fischmutationen, kleine Haie, Rochen, Muränen, alles in Spiritus haltbar gemacht, aber eben ausgestellt mit einer Systematik, die sich wohl nur dem Museumsbetreiber selbst erschließt.

Unser Museumsbesuch dauert keine 20 Minuten, dann geht es auch schon wieder auf das Schiff, um nun nach Pothea zu fahren.

Pothea ist eine Stadt, die sich ganz auf ihren Hafen konzentriert. Hier gibt es die Restaurants, auch einige kleine Hotels, die auf die Gäste der Jachten warten, und die Hafenpromenade ist auch die einzige größere Straße der Stadt, die einmal das Zentrum der Schwammverarbeitung gewesen ist.

Heute gibt es nicht einmal ein halbes Dutzend so genannte Fabriken, in denen die Schwämme verarbeitet werden – wobei die nicht verarbeiteten, dunklen, naturbelassenen Schwämme aber die besseren sein sollen. Einen solchen Handwerksbetrieb, den von Nickolas Gourlas, gelegen in einer der engen Gassen der Stadt, besuchen wir nun.

Vor einigen Jahrzehnten noch war Nickolas zwischen 20 und 80 Metern Tiefe selbst nach Schwämmen getaucht. Dort werden die Schwämme mit einem Messer von den Steinen geschnitten, gleich in einem Korb nach oben aufs Schiff gehievt, und während der Taucher unten weiter sein Werk verrichtet, dabei bis zu zwei Stunden unter Wasser bleibt, treten die Männer oben die Schwämme trocken, befreien sie dabei auch gleich von ihrer Haut, um zu verhindern, dass sie, was sonst passieren würde, steinhart werden. Doch für den Taucher war das ganze ein lebensgefährlicher Job, weswegen Kalymnos wegen seiner zahlreichen Witwen auch „Insel der schwarzen Frauen“ genannt wurde.

Angeblich hat ein Virus die Schwämme vor der Küste von Kalymnos befallen, weshalb sich die Schwammtaucherei nun kaum noch lohne. Die radikale Abfischung und Ausschlachtung von allem, was das Meer der Ägäis hergab, dürfte aber eben so ein Grund für das faktische Aussterben der Schwammtaucherei sein. Die Schwämme, die in den verbliebenen „Fabriken“ verarbeitet werden, stammen jedenfalls meist aus Kuba.

Jenseits der Hafenpromenade jedenfalls wird Pothea zu einem verschlafenen Nest, das sich nur durch seine Größe von den Dörfern unterscheidet, die wir auf den Inseln gesehen haben. Die Gassen hier sind auch nicht breiter, eben so steil und kurvenreich, etliche Häuser nur über Treppen erreichbar – und in der Innenstadt sind viele Häuser, die hier allerdings meist zweistöckig sind, bereits im Verfall begriffen. Auffällig jedenfalls: Manche Bewohner lassen wegen der Wärme oder auch, um in der einen oder anderen Form am Straßenleben teil zu haben, ihre Türen einfach offen stehen. Kriminalität scheint wohl ziemlich unbekannt zu sein.

Von Kalymnos geht es nun nach Pserimos. Doch zuvor ankert das Schiff für einen kurzen Badeaufenthalt vor Plati. Das Wasser ist absolut klar – und außer den Badegästen von unserem Schiff gibt es hier auch keine Menschenseele. Erst bei der Weiterfahrt sehe ich, dass es zumindest doch ein Haus auf Plati gibt. Bewohner sind aber nirgends zu sehen.

Um 15 Uhr erreichen wir Pserimos, eine 200-Einwohner-Insel mit einem einzigen Ort, das an einem kleinen Sandstrand liegt. Und weil alle Ausflugsschiffe zur gleichen Zeit einlaufen, belebt sich jetzt der Strand regelrecht, sind die Strandcafés beinahe überfüllt.

Aber immerhin: Zu dem Café, in das wir uns gesetzt haben, gehört sogar ein Hotel, in dem diejenigen, die die einsamen Stunden hier ebenfalls verbringen wollen, übernachten können. Nur die Versorgungslage scheint nicht so rosig zu sein. Er habe zwar eine Zapfanlage, aber weil die Schiffe keine Fässer liefern, könne er eben kein Fassbier servieren, erklärt uns der Hotel- und Restaurantbesitzer.

Wie mag sich das Inselleben wohl gestalten, wenn die Schiffe wieder abgelegt haben? Immerhin sieht man auch einige Fischerboote am Strand liegen.

Nach zwei Stunden fahren wir zurück nach Kos, vorbei an der türkischen Küste, laufen schließlich wieder in den Hafen ein, fahren zum griechisch-türkischen Abendessen nach Platáni – und verbringen unseren letzten Abend im Dodekanes schließlich in der „Bar-Straße“ der Inselhauptstadt.

Mehr Reisen und Infos auf meiner Homepage:
www.reisen.realedition.de


Ródos
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Autor: Detlef
erstellt: 23.06.2005
gelesen: 3157 mal
Stichworte: Griechenland, Rhodos
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