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USA: Utah – New Mexico – Colorado – Arizona

Nationalparks des Grand Circle - Teil III

Page - Lake Powell - Old Paria Movie Set – Valley of the White Ghoost - Rimrocks – White Rocks – Alstrom Point – Antelope Canyon Navajo Tribal Park - Horseshoe Bend – Paria Canyon / Vermillion Cliffs Wilderness „The Wave” – Cameron - Grand Canyon National Park / South Rim – Flagstaff – San Francisco Volcanic Fields – Sunset Crater National Monument – Walnut Canyon National Monument – Hoover Dam – Boulder – Las Vegas


Sonntag, 3.10.2004 Page: Old Paria Movie Set – Valley of the White Ghoost

Planmäßig starten wir heute unseren ersten Anlauf, um doch noch eine Permit für The Wave zu ergattern. Wir haben schon so viele tolle Bilder hiervon gesehen, dass wir ganz heiß darauf sind. Leider werden täglich nur 10 Permits (immer für den darauffolgenden Tag) vergeben. 10 weitere werden sechs Monate vorher über das Internet versteigert, aber leider hat es bei uns nicht geklappt. Geplant war der 22. September, bei Eingabe des Datums gab es jedoch Schwierigkeiten, so dass wir offensichtlich versehentlich den 2. September angegeben hatten. Diese Permits wurden uns auch gegen vorherige Bezahlung per Post zugeschickt, leider waren wir zu diesem Termin aber noch in Berlin. Immerhin konnten wir zwei andere mit diesen Permits glücklich machen, indem wir diese weitergegeben haben. Auch der zweite Internet-Versuch für den Oktober blieb erfolglos, da, als wir endlich alle erforderlichen Daten eingegeben hatten, alle für uns interessanten Termine bereits belegt waren. Shit happens!!!

Also bleibt uns nichts anderes übrig, als früh aufzustehen und zur 30 Meilen von Page entfernten Paria Contact Station zu fahren. Die Zeit haben wir zu gut eingeplant – wir sind schon um 8:00 h (Ortszeit Utah / 9:00 h Arizona) da und richten unseren altbewährten Frühstücksplatz auf der Heckklappe ein – obwohl es dafür so früh morgens fast noch zu kalt ist. Um 8:15 h kommt der Ranger und inzwischen auch weitere Permit-Interessenten. Der Ranger führt erst einmal seine morgendliche Öffnungsprozedur durch, die er mit dem Hissen der Amerika-Flagge abschließt - das Zeichen für uns, dass sie Station nun geöffnet hat. Wir füllen das Permit-Formular aus und warten gebannt die Verlosung um 9:00 h ab. 25 Interessenten gibt es heute, alle, die bereits am Vortag kein Glück hatten, werden doppelt berücksichtigt. Bei der dann folgenden spannenden Verlosung haben wir leider Pech. Schade! Aber einen Versuch haben wir Morgen noch.

Immerhin war die Anfahrt nicht umsonst, denn in der näheren Umgebung gibt es noch eine Menge zu erkunden. Zunächst fahren wir zum nahe gelegenen Old Paria Movie Set & Old Pahreah Town Site. Seit 1963 wurde dieser als Filmkulisse für viele Hollywood-Western genutzt, zuletzt 1976. Leider wurde die Original-Kulisse 1999 durch eine Flash flood (Sturmflut) zerstört, eine Nachbildung befindet sich heute an dieser Stelle. Etwas weiter liegt der Pahreah Cemetry, ein unspektakulärer kleiner Friedhof, allerdings umgeben von schönen, bunten Felsformationen. Dieser kurze Movie Set-Abstecher lohnt sich, zumal dieser in die traumhafte Landschaft des Painted Desert eingebettet ist. Die Farbenpracht der Felsformationen ist sagenhaft und reicht von vielzähligen Rottönen über Purpur bis hin zu Weiß und unterschiedlichen Blau-/Grautönen.

Unser nächstes Ziel ist das Valley of the White Ghosts, allerdings müssen wir zunächst herausfinden, wie wir dieses genau finden. Im Visitor Center in Big Water erhalten wir auf Nachfrage eine kurze Wegbeschreibung sowie eine Karte samt kurzer Erklärung. So ausgerüstet starten wir unsere Tour. Laut Beschreibung sind es zum 4WD-Parkplatz vier Meilen dirt road, die jedoch (wenn es trocken ist) kein Problem darstellen. Leider unterläuft uns an dieser Stelle ein selten dämlicher Fehler, wir kontrollieren nicht den Meilenstand, so dass wir nicht genau wissen, ob wir den Parkplatz und Ausgangspunkt für die Wanderung bereits erreicht haben. Selbstverständlich gibt es keine Ausschilderung. Wir treffen einen Deutschen, der ebenfalls (durch die Homepage von Karsten Rau aufmerksam geworden) nach den White Ghosts gesucht hat, allerdings ohne Beschreibung und Kartenmaterial nicht fündig geworden ist und die Suche abbricht. Wir fahren noch etwas weiter, denn unserer Ansicht nach deutet nichts darauf hin, dass sich hier der Ausgangspunkt für die Wanderung befindet. Nur einige Hundert Meter weiter sind wir uns ziemlich sicher, die richtige Stelle gefunden zu haben, obwohl wir uns im stillen schon etwas wundern, warum wir zunächst bergauf gehen müssen. Nachdem wir etwa einen km gegangen sind, sind wir uns ebenso sicher, dass wir falsch sein müssen, denn eine entscheidende Markierung fehlt.

Auch der zweite Anlauf ist unfruchtbar, allerdings haben wir dies, obwohl die vorher erwähnte eindeutige Markierung fehlte, erst ganz sicher festgestellt, als es definitiv nicht weiter ging – wir hätten uns doch nicht auf die Fußspuren anderer Irregeleiteter verlassen sollen, dann wäre uns eine 4 km lange Wanderung erspart geblieben. Gut, wir hätten den Nipple Creek Wash sonst nicht kennengelernt, aber hätten wir diesen wirklich vermisst? Landschaftlich war es dennoch sehr reizvoll.

Welchen Fehler wir gemacht haben, stellen wir kurze Zeit später fest. Nachdem wir etwa eineinhalb Meilen die Dirt road – die erstaunlicherweise (abweichend vom Kartenmaterial) durchs Flussbett verläuft ?!? – zurück fahren und nun doch noch (zufällig) die vermisste Markierung entdecken ist uns klar, dass wir einfach zu weit die gefahren sind.

Nun parken wir unser Auto und folgen dem Trail, jetzt wirklich sicher, dass wir richtig sind. Leider müssen wir nun weitere dreieinhalb Meilen laufen und sind ganz schön am Ende, als wir doch noch das Valley of the White Ghosts (im Big Water Visitor Center unter dem Namen „Wahweap Hoodoos“ bekannt) erreichen. Der Anblick dieser fantastischen, unwirtlichen Felsformationen entschädigt uns. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass wir ganz alleine unterwegs sind.

Nachdem wir uns erst einmal eine kleine Stärkung gegönnt haben, erkunden wir die „Weißen Geister“. Es handelt sich hierbei um Hoodoo-Formationen aus weißem Kalkstein mit braunen Hüten, die keineswegs nachträglich aufgesetzt wurden – auch wenn man es bei dem ein oder anderen Hoodoo meinen könnte – sondern allein durch Erosion gebildet wurden. Das Gesteinsmaterial ist derartig fragil, dass es beinahe an Sandburgen erinnert. Wir bewegen uns vorsichtig zwischen den Geistern, um nichts von diesen erstaunlichen naturgeschaffenen Formationen zu zerstören. Auch unserer Meinung nach sollte hier durchaus ein Permit-System eingeführt werden, um diese landschaftliche Preziose zu erhalten.

Das Licht ist am frühen Nachmittag zwar nicht mehr optimal – ein eindeutiges Sonnenaufgangs-Motiv – doch allein der Anblick ist faszinierend und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck bei uns , den unsere Fotos hoffentlich ein wenig wiedergegeben werden.

Bedauernswerterweise haben wir noch den Rückweg vor uns, obwohl wir zugegebenermaßen schon ganz schön k.o. sind von unseren diversen „Irrläufen“. Der Rückweg fällt uns entsprechend schwer, mühsam quälen wir uns die dreieinhalb Meilen in praller Sonne zurück und sind überglücklich, endlich unser Auto zu erspähen. Auf der Rückfahrt prüfen wir nun doch noch die Entfernung, die natürlich absolut korrekt angegeben ist. So ein blöder Fehler passiert uns hoffentlich nicht noch einmal.

Wir fahren zurück nach Page, legen zwischendurch noch einen kurzen Abstecher zum Lone Rock ein, ein im Lake Powell liegender, freistehender Felsen, der von weitem sichtbar ist und wunderschön von der Abendsonne angestrahlt wird – ein stimmungsvolles Fotomotiv.

Geschafft und ausgehungert steuern wir in Page wieder das mexikanische Restaurant „Zapata“ an und stärken uns mit Fajitas. Es ist noch wunderbar warm, so dass wir den weiteren Abend vor unserem Motel sitzend mit einem Gläschen Wein ausklingen lassen. Morgen heißt es erneut früh aufstehen!


Montag, 4.10.2004 Rimrocks – White Rocks – Alstrom Point – Antelope Canyon Navajo Tribal Park

We got it! Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Obwohl wir kaum noch damit gerechnet haben, denn mehr als 30 Interessenten standen heute für die Permit an, so dass uns unsere doppelte Chance, die man beim zweiten Versuch hat, nicht unbedingt hätte helfen müssen. Aber wir hatten Glück und sind super begeistert. Vom Ranger erhalten wir eine kurze Wegbeschreibung (in deutscher Sprache!) und eine grobe Karte, die wir schon von der Internetersteigerung kannten. Auch einige Fotos der markanten Punkte werden uns gezeigt, so dass Morgen hoffentlich nichts mehr schief gehen kann. (Zur Sicherheit fotografieren wir einige Fotos mit der Digitalkamera ab). Mit Tine & Matthes, einem deutschen Biker-Paar, das ebenfalls die Permits bekommen hat (und uns auch ausgelost hat), vereinbaren wir noch einen Treffpunkt in Page, denn wir haben uns bereiterklärt sie Morgen zum Trailhead mitzunehmen. Die beiden sind zwar gut trainiert und schon die ganze Strecke vom Yellowstone National Park hierher geradelt, aber die Dirt road ist nicht wirklich fahrradtauglich.

Anschließend steuern wir die Rimrocks an, ein nahe des Highway 89 gelegenes Hoodoo-Gebiet. Glücklicherweise müssen wir nur eine halbe Meile laufen, denn der gestrige Tag steckt uns noch in den Knochen. Die Rimrocks sind so einfach zu erreichen, dass wir dieses Gebiet natürlich nicht für uns alleine haben. Der Toadstool Hoodoo (Fliegenpilz) mit seiner fragilen Wespentaille ist besonders bemerkenswert. Insgesamt ist es eine schöne, wenn auch nicht übermäßig spektakuläre Hoodoo-Ansammlung, die aber natürlich mit unserem gestrigen Valley of the White Ghosts–Erlebnis bei weitem nicht mithalten kann.

Ebenfalls ganz in der Nähe und zu unserer großen Freude per Auto erreichbar befinden sich die White Rocks. Kurz hinter Churchwells (von Page kommend) zweigt eine dirt road rechts zu den nur wenige Meilen entfernten White Rocks ab - die man übrigens bereits vom Highway aus sehen kann.

Besonders gefällt uns ein als Chocolate Rock bekannter Schokobraun/Weiß gestreifter Hoodoo mit dunkelbraunem „Hut“. Aber auch die übrigen Felsformationen, die teilweise an eine gotische Kathedrale erinnern, sind sehr schön. Der Kalkstein ist auch hier wieder äußerst fragil - jegliche Kletterversuche sollte man also tunlichst vermeiden, um die tollen Formationen nicht zu beschädigen.

Da es noch keine 11:00 h ist, fahren wir noch zum Alstrom Point, von dem man einen fotogenen Blick auf den Lake Powell haben soll. In Big Water geht eine 25 Meilen lange, überwiegend dirt road-Strecke ab. Die Ausläufer der Nipple Bench Badlands-Bergkette bilden eine unwirtliche Mondlandschaft. Leider ist die Strecke teilweise sehr ausgewaschen, 4WD ist u. E. unerlässlich. Wir werden gut durchgeschüttelt und kommen nur sehr langsam voran, da wir ständig vor neuen Ausspülungen und damit verbundenen Löchern in der „Fahrbahn“ bremsen müssen.

Der Ausblick auf den von Felsen umgebenen Lake Powell, den wir nur sehr kurz genießen, ist wirklich toll. Allerdings ist auch zu merken, dass der Wasserstand des Stausees extrem niedrig ist, so dass wir wesentlich mehr Felsen sehen, die sonst unter Wasser sind.

Die Rückfahrt empfinden wir schon fast als Tortur und sind froh, endlich wieder den Highway 89 zu erreichen. Für einen kurzen Abstecher, so wie wir es geplant hatten, waren 50 Meilen Dirt road definitiv zu viel - landschaftlich war es allerdings ein tolles Erlebnis.

Am nahe gelegenen, vom Highway 89 abgehenden, ausgeschilderten Lake Powell Scenic View genießen wir den ebenfalls schönen, aber natürlich nicht so spektakulären Ausblick auf die Marina von Wahweap und können einen Teil des Glen Canyon Dam erkennen. Auch von hier aus ist gut zu erkennen, wie wenig Wasser im Lake Powell ist.

Da unser Alstrom-Point-Abstecher länger als geplant gedauert hat, erreichen wir erst um 14:40 h die Upper Station des Antelope Canyon und befürchten, das schöne Farbspiel, dass der Slot Canyon durch Sonnenlicht-Einfall um die Mittagszeit erhalten soll, verpasst zu haben. Am Eingang des Antelope Canyon Navajo Tribal Park zahlen wir für die Tagespermit 6 $ pro Person (im ziemlich aktuellen Reiseführer steht noch 5 $). Wir werden noch einmal darauf hingewiesen, dass wir den Guide – ohne den keine Besichtigung des Slot Canyons möglich ist und der uns lediglich die ca. 2 Meilen zum Eingang fährt - extra zahlen müssen. Dafür werden noch einmal 15 $ pro Person (statt 13 $ wie im Reiseführer angegeben) verlangt, was wir schon als ziemliche Abzocke empfinden, dennoch möchten wir die vielfach hochgelobte Naturschönheit nicht auslassen.

Um 15:00 h startet unsere Tour. Wir haben Glück und sind ganz alleine, ein weiteres Paar hatte - möglicherweise aufgrund der hohen Eintrittsgelder - wieder kehrt gemacht. Ein Jeep mit „Touri-Aufsatz“ fährt zum Eingang des Upper Antelope Canyon. Unterwegs kommen uns eine Menge Fahrzeuge entgegeben, was noch einmal unseren Eindruck verstärkt, zur falschen Zeit hier zu sein. Am Eingang angekommen wartet bereits eine 4er-Gruppe auf den Rücktransport.

Der Guide führt uns noch einige Meter in den Canyon und wir sind – insbesondere vom Eingangsbereich, der von der Sonne angestrahlt wird und rot leuchtet, hellauf begeistert. Nach drei Minuten fragt uns der Guide – dem wir ohnehin alle Infos mehr oder weniger aus der Nase ziehen müssen – ob es uns stören würde, wenn er uns alleine ließe, um die andere Gruppe zurück zu fahren. Natürlich nicht. Bingo - wir haben den Slot Canyon für uns ganz alleine!

Der Upper Antelope Canyon ist zwar nur ca. 35 m lang und 10 m hoch, aber die Felsformationen sind sehr beeindruckend. Schnell haben wir das Ende erreicht. Die durch Wasser und Wind geformten Felsformationen vermitteln ein wenig den Eindruck, im Innern einer riesigen Schnecke zu wandeln. Der Canyon wird nicht elektrisch beleuchtet und ist naturbelassen. Die Leuchtkraft der Felsen, die wir im Eingangsbereich aufgrund des höheren Lichteinfalls gesehen haben, erlebt man im Sommer zur Mittagszeit im ganzen Canyon - im Oktober steht die Sonne dafür leider nicht mehr hoch genug. Nachdem wir den Canyon eine Viertelstunde in aller Stille für uns alleine genießen durften, kommt eine weitere kleine Gruppe.

Die Navajo-Frau, die diese Gruppe hierher gebracht hat und beim Ticketverkauf, wie bei Navajos häufig erfahren, recht mürrisch war, begegnet uns nun sehr freundlich. Sie zeigt uns noch ein paar symbolhafte Felsformationen und erzählt von ihrer Familie. Ihre Mutter hat diesen Canyon als Kind entdeckt und hierin gespielt. Tiere haben früher in der Höhle Unterschlupf gesucht. Der Slot Canyon war allerdings seinerzeit nicht so hoch, die Frau zeigt uns anhand eines kleinen Felsvorsprungs, wo früher der Boden des Canyons gewesen sein soll; dieser liegt etwa 3 m über uns. Nun können wir uns vorstellen, wie Wasser und Wind diesen Slot Canyon verändern. Der Upper Antelope Canyon ist im Besitz ihrer Familie, der Lower wird von ihrem Onkel geführt. Die gute Dame ist sehr neugierig und fragt uns über unseren Familienstand aus und ob wir Kinder hätten. Im Gegenzug erzählt sie von ihren Kindern – sie hat „nur“ drei – die älteste Tochter ist 29. Als wir ihr erzählen, dass drei Kinder in Deutschland schön überdurchschnittlich viel sind ist sie ganz verwundert. „Wer kümmert sich denn um die Alten?“ - ein beliebtes in Deutschland auch sehr aktuelles Thema, aber auf den schlechten Zustand des deutschen Rentensystems möchten wir hier nicht näher eingehen.

Bei Regen wird der lose Sand des Bodens herausgespült, so das der Canyon immer tiefer wird. Der Upper Antelope Canyon hat kein Problem mit Flash floods, entgegen dem Lower Antelope Canyon, in dem bei einem Unglück 1997 elf Touristen ums Leben kamen – Sicherheitsvorkehrungen hat man inzwischen eingeführt. Aufgrund von Regen soll der Lower Slot Canyon derzeit sehr matschig sein. Dieser ist nicht so hoch und hat dadurch mehr Lichteinfall - wofür wir jetzt wahrscheinlich trotzdem zu spät dran wären. Außerdem haben wir natürlich keine Lust, durch den Matsch zu laufen und ein zweites Mal die doch horrenden Eintrittspreise zu bezahlen.

Wir werden mit dem Jeep zum Parkplatz zurückgefahren. Da wir Morgen die Page-Region wieder verlassen werden, fahren wir wenigstens noch zum Visitor Center des Glen Canyon Dam. Am Eingang gibt es einen Security Check, den wir, zumal es sich nur um das Visitor Center handelt, etwas übertrieben finden. Dummerweise beschäftigen wir uns kaum mit den Erläuterungen zum Damm-Bau, sondern steuern zügig die Außenterrasse an, um noch ein Foto bei etwas mehr Sonneneinstrahlung machen zu können. Erst als wir draußen sind bemerken wir, dass dies bereits der Ausgang war. Zu dumm! Immerhin beruhigend, dass wir den Fehler nicht alleine gemacht haben. Als wir fünf Minuten später erneut am Eingang sind, kommen wir um einen erneuten Security Check nicht herum. Es wäre ja nicht so nervig, wenn man hierfür nicht immer alles ablegen müsste, aber die Amerikaner sind hierbei sehr genau und verstehen es nicht, hier etwas angemessener zu handeln. Eine kleine Debatte endet schließlich mit der Verweigerung des Einlasses. Na ja, in Besichtigungsstimmung waren wir inzwischen sowieso nicht mehr.

Leider ist aufgrund von Bauarbeiten die Brücke derzeit für Fußgänger nicht zugänglich. Allerdings kann man trotzdem gut erkennen, wie die 1959 fertig gestellte zweitgrößte Stahlbogenbrücke der USA in den Felsen eingelassen wurde. Die Staumauer ist mit 216 m Höhe die zweitgrößte der USA, 5 m niedriger als die des Hoover Dam.

Wir gönnen uns noch eine kleine Siesta im Motel, bevor wir Essen gehen und unseren „100. Monatstag“ - dem wahrscheinlich niemand sonst gedenkt - zu feiern. Vorher bemerken wir noch, dass sich der Himmel schwarz färbt. Als wir das Restaurant verlassen erwartet uns eine regelrechte Lightning-Show, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Wir fahren zu einem Scenic View Point am Lake Powell und sind fasziniert von dieser Naturgewalt. Um uns herum blitzt und donnert es, teilweise wird der Himmel für Sekunden taghell erleuchtet. Erstmalig sehen wir horizontal verlaufende Blitze, ein wahres Naturschauspiel. Als das Gewitter direkt über uns ist und ein gewaltiger Sturm aufkommt, der selbst unseren schweren Chevrolet Blazer leicht schaukelt, wird es uns doch zu unheimlich und wir ziehen uns ins Motel zurück, um von dort das Schauspiel weiter zu verfolgen. Das Gewitter hält noch einige Stunden an und reißt uns immer wieder aus dem Schlaf.


Dienstag, 5.10.2004 Horseshoe Bend – Paria Canyon / Vermillion Cliffs Wildernesy „The Wave” - Cameron

Für 8:00 h haben wir uns mit Tine & Matthes vor dem Safeway verabredet. Zunächst steht noch ein kurzer Abstecher zum Horseshoe Bend auf unserem Programm. Vom Aussichtspunkt hat man einen wunderbaren Blick auf eine enge Schleife des Colorado-Rivers, die allerdings fotografisch kaum einzufangen ist, da der untere Teil noch im Schatten lag und wir nicht über das notwendige Weitwinkelobjektiv verfügen. Der Blick ist jedoch gigantisch.

Nun steuern wir unser langersehntes Highlight des Tages an. Der Wegbeschreibung folgend finden wir den Wirepass Trailhead.

Die Permits legen wir hinter die Windschutzscheibe und tragen uns in der Registration Box ein, bevor wir mit dem 3-Meilen-Trail durch den Paria Canyon beginnen. Mit der Wegbeschreibung und den abfotografierten Fotos des Rangers gelingt es uns ganz gut, den Weg zu finden, auch wenn wir an einigen Punkten etwas verunsichert sind. Langsam erschließt sich uns eine unglaublich farbenfrohe Felslandschaft. Von den bunten Gesteinsformationen sind wir schwer begeistert.

Als wir endlich den Eingang von The Wave erreichen und einen ersten Blick hineinwerfen können, übertrifft der Anblick unsere kühnsten Erwartungen.

Für die Erkundung der Wave nehmen wir uns viel Zeit. Aufgrund des gestrigen Unwetters hat sich Wasser angesammelt, das schöne Spiegeleffekte bietet – einfach faszinierend.

Natürlich haben wir die wundervolle Location nicht ganz für uns alleine. Ein paar „Semi-Professionelle“ versuchen den ultimativen The Wave-Blick einzufangen und haben ihre Stative aufgestellt. Aufgrund des Permit-Systems (20 Besucher pro Tag) ist The Wave glücklicherweise nicht überlaufen. Ein spanisches Paar, dass bei der gestrigen Verlosung definitiv „leer“ ausging, kommt uns allerdings trotzdem mehr als „spanisch“ vor. Angesprochen, wo sie denn die Permit her hätten, reden sie sich heraus, dass sie am heutigen Morgen eine bekommen hätten. Wer es glaubt wird selig. Leider war an diesem Tag kein Ranger zur Kontrolle anwesend.

Gegen 14:00 h ziehen am fernen Horizont erneut dunkle Gewitterwolken auf, so dass wir uns langsam auf den Rückweg machen. Leider stellen wir uns hierbei dummer an als auf dem Hinweg. Wir überqueren den Bergrücken an einer wesentlich höheren Stelle als auf dem Hinweg und haben arge Probleme, wieder herunterzukommen, da es extrem steil und stellenweise sehr rutschig ist. Zum Glück haben wir uns einen markanten Felsen gemerkt, der uns auf dem Rückweg eine Orientierungshilfe ist. Auch hieraus lernen wir wieder, dass wir derartige Abenteuer wesentlich umsichtiger angehen müssen. Insbesondere mit dem drohenden Gewitter war es ein ziemlich stressiges Unterfangen, dass uns bei etwas mehr Umsicht erspart geblieben wäre.

Nur 200 m vom Parkplatz entfernt finden wir einen der völlig entkräfteten Hobby-Fotografen vor, der uns um Hilfe bittet. Zurückgelassen mit der Ausrüstung – anscheinend auch einen Teil der Ausrüstung seiner beiden Fotofreunde – ist er zu kraftlos, um mit dem Gepäck die letzten Meter zum Parkplatz zu kommen. Er bittet uns, seinem Freund, der bereits am Parkplatz ist, Bescheid zu geben, dass er Hilfe benötigt. Stattdessen schnappen wir uns sein Gepäck und tragen es die letzten wenigen Meter zum Parkplatz, wo sein „Freund“ bereits im Auto wartet. Unsere Verwunderung über die „freundschaftliche“ Beziehung bringen wir natürlich auch zum Ausdruck. Die Entschuldigung, dass sein Freund gefallen ist, kommt uns merkwürdig vor – wahrscheinlich ist dieser tatsächlich samt der Ausrüstung gestürzt und der „Freund“ ist sauer, weil vielleicht seine Fotoausrüstung etwas abbekommen hat. Wir wissen es nicht, stellen jedoch fest, dass allein das Stativ schon einiges wiegt, was wir nicht gerne drei Meilen weit geschleppt hätten.

Vom Gewitter noch verschont geblieben machen wir uns auf den Rückweg nach Page. Tine & Matthes, die witzigerweise auch aus Berlin kommen (ein Treffen zwecks Fotoaustausch haben wir schon vereinbart) setzen wir in Page ab und fahren dann weiter nach Cameron. Dort angekommen finden wir in der Cameron Trading Post ein Quartier. Bereits 1911 wurde diese Trading Post, die heute zum Motel gehört, gegründet. Im ehemaligen Gebäude ist heute ein riesiger Souvenirshop untergebracht. Das Restaurant, dass eine schöne metallverzierte Decke hat, erinnert ein wenig an eine Markthalle.


Mittwoch, 6.10.2004 Grand Canyon National Park / South Rim

Von Cameron sind es nur etwas 60 Meilen bis zum Grand Canyon. Am Little Colorado River Outlook legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein. Der Anblick auf den hier sehr schmalen Colorado ist aber nicht besonders umwerfend. Und die allgegenwärtigen Indianer-Souvenirbuden, die hier so aufgestellt sind, dass man mitten hindurch muss, um überhaupt zum Aussichtspunkt zu gelangen, nerven etwas.

Nachdem wir den Grand Canyon National Park-Eingang am South Rim passiert haben beginnt direkt der 23 Meilen lange Desert View Drive, der schöne Aussichtspunkte auf den Canyon bereithält. Als wir den ersten Viewpoint erreichen, hat uns damit leider auch der Massentourismus eingeholt, von dem wir uns in den letzten zweieinhalb Wochen so schön fernhalten konnten. Der Parkplatz ist riesig angelegt und eine Menge Busse sind schon da. Wir waren zwar mehr oder weniger hierauf eingestellt, denn immerhin hat der Grand Canyon 4 Mio. Besucher jährlich, doch nach den vielen einsamen Naturerlebnissen ist dies ganz schön gewöhnungsbedürftig.

Etwas bedauern wir, dass wir uns nicht für den North Rim entschieden haben, denn dieser ist, da er aufwändiger und nur mit viel Fahrerei verbunden zu erreichen ist, wesentlich weniger frequentiert – vom South Rim liegt dieser allerdings 215 Meilen entfernt – zu weit um, uns umzuentscheiden.

Unseren ersten schönen Blick in den Grand Canyon haben wir vom über 20 m hohen Desert View Watchtower, einer Nachbildung von Ancestral Puebloan-Türmen, die es in der Four-Corner-Region gab. Der originalgetreue Turm wurde 1932 erreichtet und ist im Innern mit indianischen Malereien verziert.

An dem ein oder anderen Aussichtspunkt halten wir an und genießen den tollen Ausblick.

Im Grand Canyon Village angekommen, begeben wir uns erst einmal auf Quartiersuche, was erwartungsgemäß nicht ganz einfach ist. Nachdem wir in der dritten Lodge eine Absage bekommen haben, entschließen wir uns, außerhalb des Parks zu suchen und fahren nach Tuscayan, eine Meile vom südlichen Park-Eingang entfernt. Auch hier bedarf es dreier Anläufe, um ein bezahlbares Quartier zu finden. Leider können wir erst um 16:00 h das Zimmer beziehen. Also fahren wir zurück in den Park, auch wenn wir stimmungsmäßig nicht auf den Massentourismus eingestellt sind.

Im Grand Canyon Village laufen wir durch den Historical District. Bereits 1901 hielt der erste Zug am Grand Canyon, die Santa Fe Railway Station wurde 1909 in Betrieb genommen. Eine restaurierte Eisenbahn wartet dampfend auf die Abfahrt, denn noch heute wird die Strecke für den Zugverkehr zwischen Grand Canyon und Wiliams genutzt. Bereits 1905 wurde das El Tovar-Hotel eröffnet, einige Wochen, nachdem das Hopi-House fertiggestellt wurde. Ähnlich wie beim Watchtower wurden typische indianische Elemente nachempfunden, die Konstruktion wurde hauptsächlich von Hopi Indianern ausgeführt. Damals wie heute ist das Hopi House ein Souvenirladen, in dem indianisches Handwerk angeboten wird.

Im Visitor Center am Mather Point erkundigen wir uns nach möglichen Wanderungen in den Grand Canyon hinein. Es gibt nur ein Tagestouren, die in den Canyon führen. An einem Tag bis zum Colorado hinunter zu wandern und wieder hoch ist nicht gestattet und aus unserer Sicht auch kaum zu schaffen, denn der Höhenunterschied beträgt ca. 1.200 bis 1.500 m (je nachdem von wo man startet).

Der Bright Angel Trail, der zu Indian Garden führt, ist zwar mit 9,2 Meilen noch gut zu schaffen, allerdings wird dieser zum einen ebenfalls als Muli-Strecke genutzt - entsprechend geruchsbelästigend - zum anderen beträgt der Höhenunterschied bereits 933 m, was uns zu viel ist. Ähnliches gilt für den 6 Meilen langen Grandview Trail, der bis zur reizvollen Horseshoe Mesa führt, aber 793 Höhenmeter hinab geht und als sehr steil angegeben ist. Da uns ehrlicherweise auch die 622 m Höhenunterschied des 6 Meilen langen South Kaibab Trails zu viel sind, kommt für uns nur der Hermit Trail in Frage.

Vom Mather Point schauen wir uns noch den Sonnenuntergang an. Das Abendlicht bringt die Felsen zum Leuchten.

Mit einer Pizza und einer Flasche Wein ausgestattet lassen wir den Abend auf dem Hotelzimmer ausklingen.


Donnerstag, 7.10.2004 Grand Canyon National Park – Flagstaff

Um dem Massenansturm im Grand Canyon National Park ein wenig zu entgehen, machen wir uns bereits relativ früh auf den Weg in den Park. Wir parken an der Bright Angel Lodge und fahren mit dem kostenlosen Shuttle Bus die 16 Meilen lange Hermits Rest Route. Die Fahrt in dem dringend zu erneuernden, klapprigen Bus dauert bis Hermits Rest etwas 45 Minuten. Hier startet der sieben Meilen lange Hermit Trail zu den Dripping Springs. Dieser Trail, der bereits 1912 angelegt wurde und seit 1931 nicht mehr gepflegt wird, startet anfangs recht unspektakulär in einem Seitencanyon und ist zudem ziemlich steinig und schwer begehbar – Wanderschuhe sind hier hilfreich. Dementsprechend haben wir schon recht schnell die Pfade des Massentourismus hinter uns gelassen und können die schöne Landschaft für uns genießen. Schon nach ein paar hundert Metern erwarten uns die ersten schönen Ausblicke in die tiefe Schlucht des Hermit Creek. In der Ferne zeichnen sich weitere Silhouetten einiger schöner Felsformationen des Grand Canyons ab.

Nach eineinhalb Meilen erreichen wir Waldron Basin und haben 378 Höhenmeter überwunden. Bis Dripping Springs sind es noch etwa zwei Meilen, die an hohen Felswänden entlang führen. Der Weg ist teilweise sehr schmal und führt direkt an der Abbruchkante entlang, was einerseits tolle Blicke hinab in den Creek ermöglicht, andererseits jedoch nichts für Leute mit Höhenangst ist. Nach knapp 2 Stunden Wanderung erreichen wir Dripping Springs. Unterwegs kommen wir an einigen Stellen vorbei, wo zu einer feuchteren Jahreszeit Wasserläufe den Weg kreuzen. Grundsätzlich scheint es hier feuchter zu sein, denn es gibt eine Menge Vegetation. Immerhin macht Dripping Springs seinem Namen alle Ehre. Von der steilen Felswand tröpfelt es kontinuierlich in ein kleines Wasserbecken. Sicherlich gibt es spektakulärere Plätze, aber das Picknick unter dem Alkoven ist nicht zu verachten. Für den Rückweg brauchen wir kaum länger als zwei Stunden, dennoch ist der Anstieg, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen und teilweise sehr hohen Stufen, sehr mühsam, zumal der Sonne kaum zu entkommen ist. Die Wanderung hat uns viel Spaß gemacht und wir haben uns mit dem Grand Canyon wieder etwas versöhnt.

Zurück am Hermits Rest fahren wir mit dem Shuttle Bus bis nach Mohave Point und folgen noch etwas dem Rim Trail. Dieser verläuft parallel zur Hermits Road und kann von jedem Viewpoint aus begonnen werden. Vom Mohave Point hat man einen sehr schönen Blick auf den weiten Grand Canyon, 10 Meilen liegen South und North Rim auseinander - hier übrigens auch nicht besonders frequentiert. Der 0,8 Meilen lange Weg zum Hopi Point führt nahe der (ungesicherten) Abbruchkante entlang und bietet atemberaubende Ausblicke. Vom Hopi Point können wir den Colorado sehen, der durch die tiefe Schlucht mäandert.

Weitere 0,3 Meilen sind es zum Powell Point, von wo man einen Stahlturm erspähen kann, der zur Zeit des Bergbaus errichtet wurde. Wir folgen dem Rim Trail noch weitere 0,5 Meilen bis zum Maricopa Point, allerdings führt dieser durch den Wald und bietet keine schönen Ausblicke in den Grand Canyon. Glücklicherweise schauen wir noch einmal auf eine Karte und müssen feststellen, dass die vom National Park ausgegebene Karte etwas ungenau ist. Die von uns als 0,1 Meilen gelesene Strecke ist hiernach 0,7 Meilen lang – insgesamt wären es also noch 1,4 Meilen zum Parkplatz, das ist uns für heute definitiv zu viel. Der Shuttle Bus hält auf der Rücktour von Hermits Rest nur am Mohave Point und am Hopi Point, wir müssen also zunächst mit dem Shuttle Bus zurück zum Hopi Point fahren und dort auf den Bus in Richtung Village warten. Alles in allem hätte es wahrscheinlich genauso lange gedauert zurück zu laufen, aber das ist uns egal.

Als wir wieder am Auto sind ist es schon 16:00 h, so dass wir uns direkt auf den Weg nach Flagstaff machen. Einige Meilen vor Flagstaff sind schon von weitem die San Francisco Peaks zu erkennen. Wir kommen ebenfalls an Arizona Snowboal vorbei, das winterliche Ski-Gebiet dieser Region.

In Flagstaff steuern wir das nostalgische, 1927 erbaute Hotel Monte Vista an, das direkt im historischen Zentrum liegt. Hier haben u.a. schon Clark Gable, Teddy Roosevelt, Spencer Tracy, Gary Cooper, John Wayne, Humphrey Bogart übernachtet, um nur einige zu nennen. Das Hotel ist durch eine Spendenaktion der Bevölkerung entstanden. Man wollte die Stadt für den Tourismus attraktiver machen und hat innerhalb kürzester Zeit 200.000 $ für den Hotelbau zusammen gehabt. Die Zimmer sind auch heute noch originalgetreu und mit viel Charme eingerichtet.

Mit 46.000 Einwohnern ist Flagstaff die größte Stadt zwischen Phoenix und Salt Lake City – ihren Wildwest-Charme, der nach wie vor viele Touristen anzieht, hat sich die Stadt erhalten. Abends schlendern wir durch das historische Viertel und finden in dem ältesten Hotel der Stadt „Weatherford“, ein nettes Restaurant, das – mit einer Vielzahl an ausgestellten Antiquitäten - ebenfalls nostalgischen Charme hat.


Freitag, 8.10.2004 Flagstaff – San Francisco Volcanic Fields – Sunset Crater National Monument – Walnut Canyon National Monument – Hoover Dam – Boulder

Nach mehr oder weniger schlafloser Nacht sind wir ziemlich kaputt. Das Hotel hat zwar Charme, aber leider keine Thermopanescheiben. Gestört wurde die Nachtruhe durch den ständigen Zugverkehr, wobei weniger das Fahrgeräusch das Problem darstellte als vielmehr das ständig abgegebene Warnsignal, dass uns ca. alle 20 bis 30 Minuten aus dem Schlaf riss.

In Mary’s European Coffee House & Bakery versuchen wir unsere Lebensgeister zu wecken, bevor wir uns auf den Weg zum San Francisco Volcanic Field machen. Die San Francisco Peaks sind teilweise schon herbstlich verfärbt und leuchten an den Spitzen gelb.

Zwölf Meilen nördlich von Flagstaff liegt das 2.200 Quadratmeilen große Vulkanfeld, in dem es 400 Vulkankegel gibt. Im Sunset Crater Volcano National Monument kann man den gleichnamigen Vulkan, der aufgrund seines farbenfrohen Kegels so getauft wurde, aus der Ferne begutachten. Der Vulkan ist zwar nicht aktiv – der letzte Vulkanausbruch fand 1065 statt – aber der Kegel ist einsturzgefährdet und deshalb nicht begehbar. Der eine Meile lange Lava-Flow Trail verläuft am Fuß des Vulkans durch schwarzes Lavagestein.

Vom Cinder Hill Overlook haben wir einen schönen Blick auf den Sunset Crater und seinen 350 m hohen, von rot über orange bis hin zu gelb gefärbten Kegel. Einen weiteren, jedoch kaum einzufangenden Ausblick auf etliche Vulkankegel hat man vom Painted Desert Vista. 800 Ruinen von indianischen Häusern und Dörfern wurden in dieser Region entdeckt, zu besichtigen im Wutpaki National Monument – weitere gibt es im Walnut Canyon National Monument, unserem nächsten Ziel.

Wir fahren zurück in Richtung Flagstaff und biegen kurz vorher auf die Interstate 40 ab. Offensichtlich verpassen wir die Auffahrt, denn wir fahren den Country Drive, der uns an einem Golfplatz und schönen Villen gutsituierter Bewohner entlang führt. Doch auch in diesem noblen Wohnviertel ist die Interstate ausgeschildert - ganz falsch können wir also nicht gewesen sein.

Im Walnut Canyon National Monument gab es zwischen 1125 und 1250 Hunderte von cliff dwellings, von denen heute noch Überreste zu besichtigen sind. Durch den Creek war das Tal sehr fruchtbar und zur Bewirtschaftung gut geeignet. Auf dem eine Meile langen Island Loop Trail, der dem Gooseneck des Creeks folgt, können wir einige Ruinen erkennen, die jedoch lange nicht so gut erhalten sind, wie die in Mesa Verde. Größtenteils wurden die cliff dwellings um 1880 zerstört, als durch die Eisenbahn viele Souvenir-Jäger hierher kamen. Auch waren die dwellings beliebte Picknickplätze, die auch gerne mal – und sei es mit Dynamit – passend gemacht wurden.

Witzigerweise werden wir über die historische Route 66 zurück nach Flagstaff geführt. Nach einem kurzen Einkaufsbummel machen wir uns auf den Weg nach Boulder, wo wir unsere letzte Nacht verbringen werden.

Bei Seligman verlassen wir die Interstate 40 um uns einige originelle Relikte der Route 66 anzusehen. Mit Eröffnung der Interstate ist die einst von Chicago nach Los Angeles führende transkontinentale Landstraße ins Hintertreffen geraten. In Seligmann versucht man, den Charme der 50er-Jahre aufrecht zu erhalten. Witzig aufgemachte Souvenir-Shops reihen sich aneinander. Einige alte Cadillacs sowie Marilyn Monroe- und Elvis Presley-Figuren symbolisieren die längst vergangene Popularität.

Von Seligman nach Kingman folgen wir den alten Spuren der Route 66 (nur etwa 20 Meilen Umweg gegenüber der Interstate). Doch außer einigen abgenutzten Schildern und vom einhergehenden Verfall gekennzeichneten Gebäuden oder Tankstellen, deutet nichts auf die vor 50 Jahren hochfrequentierte Landstraße hin.

Dennoch ist es eine interessante Fahrt, denn die Landstraße führt streckenweise meilenweit stur geradeaus, vorbei an vegetationsarmer Einöde. Die Eisenbahn verläuft teilweise parallel zur Straße und wir werden von kilometerlangen Güterzügen überholt, die zum Teil vier bis fünf Loks vorneweg und zwei hintenan haben. Dazwischen reihen sich Güterwagen an Güterwagen, bestückt mit Containern oder häufig auch kompletten Truckaufsätzen samt Hinterachse – offensichtlich ist es teilweise gelungen, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlegen.

In Kingman folgen wir dem Highway 93 nach Boulder City. Langsam tauchen die Silhouetten der Black Mountains vor uns auf. Kurz vor Boulder City erreichen wir den Hoover Dam, den mit 224 m hoher Staumauer größten Staudamm Amerikas. Der Beton der Staumauer würde reichen, um eine zweispurige Straße von New York nach San Francisco zu bauen. Der 1936 fertig gestellte Staudamm gilt als technische Meisterleistung.

Leider geraten wir mitten in den Wochenendreiseverkehr. Derzeit wird eine neue Brücke gebaut, um ab 2007 den Verkehr, der über den Hoover Dam führt, umzuleiten. Teile der neuen Highway-Führung sind schon zu erkennen. Aufgrund der Bauarbeiten ist es leider nicht möglich, anzuhalten und einen Blick auf den Hoover Dam zu werden, selbst der Parkplatz des Visitor Centers ist gesperrt.

Boulder City ist die einzige Stadt in Nevada mit Glücksspielverbot. Ein Grund mehr für uns, hier unsere letzte Nacht, abseits des Las Vegas-Rummels, zu verbringen. Nachdem wir in der Lake Mead Marina-Lodge kein Glück haben, finden wir im Best Western in Boulder City schnell ein Quartier, diesmal sogar mit Whirlpool auf dem Zimmer und (eingeschränktem) Blick auf den 185 km langen Lake Mead-Stausee. Das Hotel ist noch so neu, dass das Restaurant noch gar nicht fertig gestellt ist. Um unseren letzten Abend gebührend ausklingen zu lassen, fahren wir nach Boulder City hinein.

Die Stadt wirkt auf den ersten Blick wie ausgestorben und leblos bzw. künstlich. Zufällig entdecken wir ein kleines Weinbistro – für den letzten Abend genau das Richtige. In Nevada ist es nun wieder so warm, dass wir sogar abends (bei knapp unter 30°C) draußen sitzen können. Die Speisekarte ist genau nach unserem Geschmack, es gibt auf Weinsorten abgestimmte Käseplatten (wie haben wir die aromatischen französischen Käsesorten ja so vermisst) und ein umfangreiches Weinangebot, dass gegen nur 5 $ Korkgeld/Flasche aus dem dazugehörigen Weinladen zu Ladenpreisen konsumiert werden kann. Wir entscheiden uns dem Abschied angemessen für einen Chateau Beaucastel 2000. Ein gelungener Urlaubsausklang und ein bisschen Vorfreude auf herbstliche Rotweinabende zu Hause.

Auch heute abend fallen wir wieder todmüde ins Bett, natürlich nicht ohne vorher ein angenehmes Whirlpool-Bad (leider viel zu heiß) genossen zu haben.


Samstag, 9.10.2004 Rückflug: Las Vegas – Philadelphia – Frankfurt – Berlin

Nachdem wir unsere Taschen gepackt und in Boulder City den Mietwagen voll getankt haben (in Nevada ist der Sprit wesentlich teurer – 2,50 $/gallon für Normalbenzin statt ansonsten um die 2,0 $/gallon), machen wir uns auf den Weg nach Las Vegas. Boulder City liegt etwa 20 Meilen von Las Vegas entfernt. Blöderweise orientieren wir uns nach der leider viel zu ungenauen Karte von Avis und werden ein wenig in die Irre geführt. Wir fahren über den Horizon Ridge, der uns durch die neu angelegten bzw. noch im Bau befindlichen outskirts von Las Vegas führt. Auf dem Highway wären wir mit Sicherheit wesentlich schneller am Flughafen gewesen und hätten uns eine Menge roter Ampeln erspart. Doch dann hätten wir nicht die nobleren Stadtteile gesehen und verfolgen können, wie die Wüste immer urbaner gemacht wird und die künstliche Stadt unglaublich schnell zu wachsen scheint.

Die Mietwagenrückgabestation haben wir schnell gefunden und ernten ein paar ungläubige Blicke, denn selbstverständlich sind die gut 3.000 Meilen nicht spurlos an dem Fahrzeug vorüber gegangen und es war uns schon immer ein großes Vergnügen, die Wasserläufe, die einige dirt roads bereit hielten, möglichst schnell und hoch spritzend zu durchqueren (schließlich will ein 4WD auch gefordert werden). Natürlich haben wir vorher noch einmal kurz die Mietwagenbedingungen gecheckt um wirklich sicher zu gehen, dass das Auto nicht gewaschen zurück gegeben werden muss. Jedenfalls haben wir ganze Arbeit geleistet, denn für die Entfernung der dicken Schlammkrusten, die das Auto kennzeichnen, reicht eine Waschstraße definitiv nicht aus. Mit einem 2WD hätten wir uns das natürlich verkneifen müssen, denn die meisten Mietwagenanbieter untersagen hiermit das Befahren von dirt roads. Die Rückgabe ist ziemlich einfach, wir erhalten eine Quittung und schon ist die Sache erledigt. Allerdings können wir uns des Eindrucks nicht verwähren, dass das Auto ziemlich schnell weg gefahren wird. Ob man hiermit Nachahmungen verhindern möchte oder lediglich ein schlechtes Bild vermeiden möchte, bleibt ein Geheimnis.

Mit dem Avis-Shuttle-Bus fahren wir zum Terminal. Glücklicherweise haben wir viel Zeitpuffer eingeplant, so dass uns die lange Schlange am US-Airways-Schalter nicht aus der Ruhe bringt. Unser Gepäck können wir bis Berlin durchchecken und auch der Security Check verläuft zügig. Die verbleibende Zeit verbringen wir mit dem Durchstöbern diverser Läden, allerdings finden wir nichts um unsere restlichen Dollar sinnvoll einzusetzen. Wir trinken noch einen leckeren Cafe Latte, den wir fast drei Wochen entbehren mussten und verspielen unsere letzte verbliebene Dollarnote in einem der auch auf dem Flughafen zahlreich aufgestellten einarmigen Banditen– glücklicherweise ohne nervigen Casino-Lärm wie in Las Vegas.

Der Flug hat leider Verspätung, da die Crew, die von einem anderen Flieger erwartet wird, noch nicht angekommen ist. Da wir in Philadelphia nur eineinhalb Stunden Aufenthalt haben, bangen wir schon ein wenig um unseren Anschlussflug als wir mit knapp einer Stunde Verspätung starten. In Philadelphia bleiben uns 40 Minuten, um den Anschlussflug zu erreichen, da hilft nur noch rennen, denn selbstverständlich müssen wir zu einem anderen Terminal. Zu unserem Glück gibt es keinen Security Check wie auf dem Hinflug - dafür hätten wir mit Sicherheit keine Nerven gehabt. Als wir am Terminal ankommen können wir direkt einsteigen. Doch auch die weitere Reise verläuft nicht reibungslos. Wir stehen noch etwa eineinhalb Stunden am Gate, da es Probleme mit dem Gepäck bzw. mit Übergewicht gibt. Nach weiterem 10stündigen Flug kommen wir endlich in Frankfurt an und erreichen trotz der Verspätung noch rechtzeitig den Transfer-Flieger nach Berlin. Endlich haben wir es geschafft.

Ein toller Urlaub liegt hinter uns. Trotz der immerhin 3.080 zurückgelegten Meilen (knapp 5.000 km), war es ein absolut stressfreier Urlaub. Die herbstlichen Temperaturen nach fast dreiwöchigem Sonnenschein sind ganz schön gewöhnungsbedürftig!

Letzte Aktualisierung: Oktober 2004 - © Anke Schlingemann und Detlef Hälker


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Reiseroute
Las Vegas
Nationalparks des Grand Circle - Teil I
Nationalparks des Grand Circle - Teil II
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Autor: Anke & Detlef
erstellt: 29.03.2005
gelesen: 5830 mal
Stichworte: USA, Utah – New Mexico – Colorado – Arizona: Zion, Bryce Canyon, Red Canyons, Grand Staircase Escalante, Burr Trail, Capitol Reef, Arches, Monument Valley, Canyonlands, Mesa Verde, Canyon de Chelly, Mexican Hat, Muley Point, Valley of Gods, Goosenecks,
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