Teatime auf MadeiraWer fährt schon zum Tee nach Madeira? Abenteuer und Faszination um eine Tasse Tee in einem berühmten Hotel...Lange schon wollte ich nach Madeira. Untrüglicher Beweis: ein
wiedergefundener Polyglott-Reiseführer von 1976, in dem Gustaf
Gründgens, der sich während seiner letzten Lebensjahre in die Insel verliebte,
mit dem ultimativen Satz zitiert wird: „Hier ist es wunderbar!“.
Aber ich bin immer wieder an Madeira vorbeigeflogen und
lieber auf den Islas Canarias ausgestiegen. Und kam nun immer noch mit
Verfrühung zur Unzeit auf Madeira an: meine Mitreisenden im Flieger fast
alle rüstige Senioren im Pensionsalter und etliche so betagt, daß sie schon
mit der „KdF“-Flotte Madeira hätten besucht haben können. Wäre die
Boeing über die extrem kurze Start- und Landebahn (Schwierigkeitsgrad
C: nur der Käpt’n höchstselbst darf ans Ruder) hinausgeschossen, hätte
ein solcher Unfall die bundesdeutsche Rentenkasse nicht unwesentlich
entlastet.
Auch das touristische Restpublikum der Insel (außer Deutschen
hauptsächlich Skandinavier, Engländer und Niederländer) wandelt im
Lebensabendglanz. Bei der Ankunft regnet es cats and dogs (wohl eines
der berühmt-berüchtigten Azorentiefs), und dabei bleibt es auch in den
nächsten Tagen (was den Umsatz der Schirmverkäufer in den Straßen der
Hauptstadt Funchal in astronomische Höhen treibt). Nicht grundlos eben
grünt und blüht es überall dämonisch auf der Insel, die eine wahre
Fruchtbarkeitshölle ist.
Aber das soll mich nicht weiter stören, denn ich bin ja nur zu einem
einzigen Behufe nach Madeira gereist: zum Teetrinken auf der legendären
Teeterrasse des 1891 eröffneten “Reid’s Palace”, einem der “Leading
Hotels of the World”, das auf einer Landzunge am Stadtrand von Funchal
liegt. Der Freilufttee wird täglich von 15-18 Uhr serviert.
Maître de thé Tee Publikum
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